Die Markt-Apotheke in Biberach ist zu. Am 30. Juni öffnete Inhaber Andreas Röder letztmalig die Türen seiner Filiale in der Fußgängerzone. Gleich mehrere Faktoren führten zu der Entscheidung, den Betrieb zu schließen.
Über 500 Jahre gab es die Markt-Apotheke in der Fußgängerzone im oberschwäbischen Biberach. Seit 2006 führte Apotheker Andreas Röder den Betrieb als seine Filiale. Am 30. Juni war nun der letzte Arbeitstag für die Mitarbeiter:innen dort am Standort.
Er habe für sich die Selbstständigkeit im Grunde schon immer angedacht: „Das ist eine Lebensentscheidung, die man trifft“, so Röder. Seine Eltern seien ihm mitunter in dieser Hinsicht ein Vorbild gewesen. In Tübingen studierte der heutige Inhaber und arbeitete nach Erlangen seiner Approbation zunächst als angestellter Apotheker, bevor er vor 25 Jahren, 1998 seinen ersten Betrieb in Biberach eröffnete. Acht Jahre später übernahm er die Markt-Apotheke und 2021 gründete er im selben Ort die Apotheke am Klinikum.
Abgezeichnet habe sich die Schließung im vergangenen Jahr, nachdem die Coronapandemie schon einen entscheidenden Teil dazu beigetragen habe. Die wirtschaftliche Lage habe sich verschlechtert, die Kaufkraft sei enorm gesunken, die Kundenfrequenz nicht mehr so wie früher. „Schließlich war der Vermieter auch noch der Ansicht, er muss die Miete für das Haus erhöhen.“ Damit sei die Entscheidung immer näher gerückt. Hinzu käme, dass das Personal immer knapper geworden ist.
Auch der Standort am Marktplatz, mitten in der Fußgängerzone habe sich zum negativen entwickelt: „An einem Drittel der Öffnungstage ist durch Wochenmarkt und andere Veranstaltungen die Apotheke nicht problemlos für alle Kund:innen zu erreichen. Es ist dann so zugebaut, dass man kaum noch in die Apotheke reinlaufen kann.“ Röder habe versucht, darüber mit der Stadt und dem Marktmeister ins Gespräch zu gehen. „Leider war man da nicht auf unserer Seite.“
Zu Beginn des Jahres stand folglich fest: Die Markt-Apotheke ist nicht mehr tragbar – eine Entscheidung, die man sich nicht leicht mache: „Das ist ein Gefühl, als hätte man ein Kind verloren. Wir haben viel Arbeit, Schweiß und selbstverständlich Herzblut reingesteckt.“
Die Mitarbeiter:innen der geschlossenen Filiale behält Röder. Alle konnten auf die beiden übrigen Apotheken verteilt werden. „Sie trauern ihrer Markt-Apotheke natürlich nach. Die meisten waren seit vielen Jahren dort am Standort. Und es ist mitten in der Stadt sicher auch ein anderes Arbeiten, als weiter draußen.“ Grundsätzlich ist das gesamte Team sehr beständig und relativ konstant, so der Inhaber.
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Zum Abschied habe sich Röder für eine Rabattaktion entschieden: 20 Prozent auf freiverkäufliche und vorrätige Ware. Erstaunlicherweise seien die Abverkaufszahlen in diesen Tagen so hoch gewesen, wie schon seit langer Zeit nicht mehr. „Sowas registrieren die Leute, plötzlich sind Kund:innen da.“
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