Alongshan-Virus häuft sich in Niedersachsen Sandra Piontek, 13.05.2023 08:15 Uhr
Neben bekannten Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) können Zecken hierzulande auch das Alongshan-Virus übertragen. In Niedersachsen ist der Erreger bereits verbreitet. Wie groß ist das Risiko für Menschen?
Forscher:innen der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) konnten nachweisen, dass das Alongshan-Virus (ALSV) aus der Gruppe der Jingmenviren auch in Zecken in Niedersachsen verbreitet ist. Die Studienergebnisse des Teams rund um Cara Leonie Ebert, veröffentlicht in dem Fachmagazin „Microorganisms“, belegen, dass die Erreger sich vorrangig in der Auwaldzecke und dem Gemeinen Holzbock replizieren.
ALSV in Tieren
„Die neu entdeckte Gruppe der Jingmenviren infiziert nachweislich ein breites Spektrum von Wirten und wird mit fiebrigen Erkrankungen beim Menschen in Verbindung gebracht“, so die Forscher:innen. Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass eine Übertragung des Virus während der Blutaufnahme der Zecken möglich ist. In Serumproben von Haus- und Wildtieren aus verschiedenen Orten in Niedersachsen konnten Antikörper gegen ALSV nachgewiesen werden.
„Insgesamt zeigen diese Ergebnisse die weite Verbreitung von ALSV in Zecken in Niedersachsen und lassen aufgrund der serologischen Untersuchungen eine häufige Exposition von Tieren vermuten“, fassen die Studienleiter:innen zusammen. „Welche Risiken hiervon für die Gesundheit von Mensch und Tier ausgehen, muss weiter untersucht werden.“
Virus auch in der Schweiz
Auch in Zecken aus der Schweiz haben Forschende der Universität Zürich das erst seit kurzer Zeit bekannte Virus gefunden. ALSV wurde erstmals 2017 in China nachgewiesen, wie die Hochschule kürzlich mitteilte. Dort hätten einige Patient:innen nach einem Zeckenstich bekannte Symptome der FSME wie Fieber und Kopfschmerzen gezeigt. Das dazugehörige FSME-Virus konnte bei ihnen jedoch nicht nachgewiesen werden. Stattdessen hätten Forscher das bis dato unbekannte ALS-Virus gefunden.
Kein Grund zur Panik
Für Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart gibt es trotz den Funden in der Schweiz keinen Grund für eine erhöhte Alarmbereitschaft in Deutschland. „Da ist eine Kaskade von Fragen, die erst ganz klar untersucht werden müssen“, so die Parasitologin. Trotz der Informationen aus China sei noch gar nicht geklärt, ob das Virus Menschen tatsächlich krank mache. Dagegen sprechen Ergebnisse einer Studie aus Finnland aus dem Jahr 2019. Dort wurden zwar ALS-Viren in Zecken, aber keine Erkrankungen bei Menschen festgestellt.