Jungapothekerin über tägliche Kämpfe

„Alles darf teurer werden – nur die Apotheke nicht“

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Berlin -

Mit 28 Jahren hat sich Antonia Gremme selbstständig gemacht. Sie führt nicht irgendeine Apotheke: Die Pharmazeutin übernahm den Betrieb ihrer Tante, in dem auch ihre Eltern angestellt sind. Eine andere Apotheke hätte sie nie übernommen. Die Entscheidung sei lange gereift, sagt die Jungapothekerin. Auch wenn es „harte Kämpfe“ im Arbeitsalltag gebe, liebe sie ihren Beruf.

Seit März führt Gremme die Bären-Apotheke im nordrhein-westfälischen Dülmen. Nach ihrer Approbation Ende 2019 stieg sie jedoch nicht direkt in den Familienbetrieb mit ein. „Ich war erst noch länger in meiner PJ-Apotheke tätig“, sagt sie. Nach einer Zwischenstation in einem weiteren Betrieb fing sie im Juli 2023 bei ihrer Tante Jutta Reher-Weschmann an.

Drei Familienmitglieder im Team

Die Apotheke kennt sie genau: Der Betrieb ist ein Teil ihrer Kindheit, denn auch ihre Eltern – beide Apotheker:innen – sind dort tätig. „Ich habe nie Druck bekommen oder Stress verspürt, die Apotheke übernehmen zu müssen.“ Es habe zwar immer die Option der Übernahme gegeben, aber nie ein „Muss“. Die 63-jährige Tante und die Eltern (beide 58) sind weiter als Approbierte angestellt. Auch wenn man in dieser Konstellation die „Familie“ nie zu Hause lassen könne, funktioniere die Zusammenarbeit sehr gut.

Die Apotheke ist Gremme zufolge gut aufgestellt: Sie ist sowohl in der Heim- und Palliativversorgung als auch in der Substitutionstherapie aktiv. „Ich hätte nie neu gegründet oder eine andere Apotheke übernommen“, betont sie. Die Bären-Apotheke, zu der ein Team von 18 Angestellten gehört, kennt sie genau und auch die Kundschaft sei vertraut. „Es gibt ganz viele, die sich freuen, dass es hier so weiter geht.“ Mit Sekt und Kuchen wurde die Übernahme gefeiert. „Ohne die Treue der Kundschaft funktioniert Apotheke nicht.“

Ärger wegen Bürokratie und Versandapotheken

Doch es gebe auch den „täglichen harten Kampf“, der die Arbeit behindere und den Alltag schwer mache. Herausforderungen sind oftmals die Krankenkassen und verständnislose Kundschaft. Eine Kundin habe sich beispielsweise darüber geärgert, dass die Kasse plötzlich nicht mehr die gesamten Kosten der Babynahrung übernehmen wollte und die Apotheke ihr 80 Euro in Rechnung stellen musste. „Ich kann den Ärger verstehen, aber wenn wir als Apotheke dafür angemeckert werden, nach dem Motto, wir würden uns eine goldene Nase verdienen, geht das nicht“, sagt Gremme. Die bestellte Ware im Wert von 1000 Euro musste sie retournieren, da die Mutter ihr Glück in einer anderen Apotheke versuchen wollte.

„Wir kämpfen nicht nur mit der Bürokratie, sondern auch mit Internetapotheken“, sagt die junge Inhaberin. „Gurken und Tomaten dürfen teurer werden. Aber bei Apotheken hat keiner Verständnis, weil Versandapotheken die Preise unterbieten können.“ Vor zwei Wochen habe sie im Notdienst wieder gespürt, wie wichtig die Apotheke sei. „Wir wurden überrannt. Dafür ist man gut genug, aber auf der anderen Seite gehen manche für die Auffrischung der Hausapotheke leider zur Online-Apotheke.“

Gespräche mit Politiker:innen suchen

Gremme lässt sich deshalb aber nicht unterkriegen und ist optimistisch, dass sie ihr Unternehmen erfolgreich führen wird. „Das hängt natürlich von der Politik ab.“ Tatenlos abwarten, will sie aber nicht, sondern sucht auch das Gespräch mit Politikern vor Ort: Ein Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten Mark Henrichmann (CDU) habe es bereits gegeben. Mit dem Landtagsabgeordneten André Stinka (SPD) gebe es in zwei Wochen einen Termin. „Ich kann nur an alle Apotheken appellieren, sich mit ihren Lokalpolitikern zusammenzusetzen, um über die Probleme zu sprechen.“

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