Schließung

„Alles begann mit Ulla Schmidt“

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Berlin -

In der Berufslaufbahn von Apothekerin Gabriele Sehring-Castelli gab es ein einschneidendes Ereignis: Die Gesundheitsreform unter Ulla Schmidt (SPD). Seit den Entscheidungen der damaligen Bundesgesundheitsministerin sei es bergab gegangen, sagt die Inhaberin der Beyschlag'sche Apotheke in Herzogenaurach. Am 31. März öffnet sie zum letzten Mal.

Die Beyschlag'sche Apotheke liegt zentral in der Hauptstraße von Herzogenaurach in Bayern. Der Betrieb in dem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert gehört zum Stadtbild dazu. Die Apotheke soll die erste der Stadt gewesen sein, gegründet 1831 von Carl Leopold Beyschlag. Jetzt wird das mit Blüten und Blättern verzierte gusseiserne Schild mit dem roten Apotheken-A an der Hauswand bald abmontiert. Die Inhaberin konnte trotz intensiver Suche keinen Nachfolger finden.

Sehring-Castelli führt die Apotheke seit 33 Jahren in sechster Generation. „In der Zeit, in der ich groß geworden bin, gab es noch nicht die Möglichkeiten der Berufsergreifung wie heute.“ Ihre Eltern hatten die Apotheke, damit sei klar gewesen, dass sie in die Fußstapfen trete. „Als Kind einer Apothekerfamilie wurde man in diese Richtung geschubst“, sagt sie. Natürlich habe sie sich letztlich selbst für den Studiengang und den Beruf entschieden.

Doch die Arbeitsbelastung habe in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Der „Kampf um die Existenz“ – wie Sehring-Castelli die Trendwende beschreibt – trat mit der Gesundheitsreform der rot-grünen Regierung und des Kabinetts des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder (SPD). „Alles begann mit Ulla Schmidt“, sagt sie. Die Auflagen an die Apotheken seien gestiegen, während die Bezahlung nicht erhöht worden sei. Unterm Strich blieb immer weniger. „Die Macht der Krankenkassen wurde zu groß.“

Der „gewünschte“ Wettbewerb habe dazu geführt, dass sich die Apotheken untereinander die Kunden wegnehmen wollen. „Rabattschlachten habe ich nie gemacht. Für mich steht die gute Beratung und nicht der Preis im Vordergrund“, betont Sehring-Castelli. Dazu komme, dass sich die Apotheken untereinander selten einig seien.

In Herzogenaurach gibt es in der Innenstadt vier Apotheken. Auch darin sieht Sehring-Castelli einen Grund, weshalb sie keinen Nachfolger gefunden hat. Dazu komme, dass es eine große Auswahl an „Apotheken meiner Generation“ gebe. Damit meint die Pharmazeutin Betriebe, die solide dastehen, bei denen aber Investitionen in Technik und Digitalisierung notwendig sind. „Ich habe keinen Kommissionierer und die Investitionen in den digitalen Bereich für das E-Rezept habe ich nicht mehr mitgemacht.“

Ihre Apotheke wollte die 66-Jährige außerdem „nicht um jeden Preis“ abgeben. „Wenn kein Nachfolger gefunden wird, der in meinem Sinne handelt, mache ich die Apotheke lieber zu“, sagt sie. Die Schließung am 31. März bereitet ihr dennoch etwas Bauchschmerzen: „Es tut schon weh, ich hätte gerne gesehen, dass die Apotheke fortbesteht.“ Froh ist Sehring-Castelli, dass ihr Team versorgt ist – fünf hätten neue Stellen, zwei gingen ebenfalls in den Ruhestand.

 

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