Toter Säugling gefunden

Aktenzeichen XY sucht Apotheke

, Uhr
Berlin -

Die ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ sucht derzeit nach einer oder mehreren Apotheken im Raum Sigmaringen, die vergangenen Herbst das Neuroleptikum Clozapin an eine schwangere Frau abgegeben haben. Der Hintergrund ist erschütternd: In einem Waldstück nahe Sigmaringen wurde ein erwürgtes Neugeborenes gefunden. Die Ermittler suchen nun die Mutter – nicht nur wegen des Verdachts des Totschlags, sondern auch weil sie selbst wahrscheinlich unter schweren gesundheitlichen Problemen leidet.

Der Pächter eines Waldstücks bei Frohnstetten in Baden-Württemberg wollte am 3. September 2018 eigentlich Gartenabfälle in den Wald bringen, um die Tiere damit zu füttern. Auf dem Weg dahin ärgerte er sich, dass Spaziergänger schon wieder ihren Müll in der Natur abgeladen hatten: Auf einer Lichtung fand er unter anderem ein Badetuch, eine rote Einkaufstüte und eine Spielzeugpuppe, berichtete Aktenzeichen XY gestern Abend. Entgegen seiner ersten Vermutung handelte es sich jedoch nicht um eine Puppe, sondern um einen toten Säugling.

Der Mann alarmiert die Polizei, die wenig später die Ermittlungen aufnimmt. Die Obduktion ergibt, dass das Neugeborene nur wenige Stunden gelebt hat, bevor es erwürgt wurde. Die Leiche wurde in ein in ein Badetuch gewickelt, in die Papiertüte gepackt und auf der Lichtung abgelegt. Wahrscheinlich haben Tiere das Kind dann aus der Tüte geholt.

Die Obduktion ergibt jedoch auch weitere Erkenntnisse: Wahrscheinlich war die Mutter des Kindes mindestens während der Schwangerschaft drogenabhängig und hat starke Medikamente eingenommen. Außerdem wurden im Blut des Kindes Spuren des Antipsychotikums Clozapin gefunden, welches plazentagängig ist. Clozapin ist nur unter sehr strenger Indikationsstellung bei therapieresistenter Schizophrenie indiziert. Da die anticholinerge Wirkung von Clozapin für zahlreiche unerwünschte Arzneimittelwirkungen verantwortlich ist, darf das Präparat nur unter strenger Aufsicht abgegeben und eingenommen werden.

Clozapin ist kein Schnelldreher und dürfte einem Apothekenteam entsprechend auffallen – insbesondere, wenn es an eine schwangere Frau abgegeben wird. Eine spezielle Ermittlungsgruppe der Kripo Sigmaringen versucht deshalb nun, die Frau über Apotheken, Ärzte und Krankenhäuser in der Umgebung ausfindig zu machen. Einen Erfolg konnte sie bisher nicht verbuchen. Laut Aktenzeichen XY gibt es Hinweise darauf, dass sie nicht aus der Gegend stammt und ihr Baby auf der Durchreise zur Welt gebracht, getötet und im Wald abgelegt hat.

Die Polizei sucht nun nach Zeugen: Sie fragt, wo Neuroleptika wie Clozapin an junge Frauen abgegeben wurden oder wo die diese verlangt haben. Außerdem fragt sie, wem eine Frau aufgefallen ist, die vor September 2018 schwanger war, dann aber „aus unerfindlichen beziehungsweise nicht nachvollziehbaren Gründen“ kein Kind hatte? Für Hinweise, die zur Ermittlung der Täter führen, wurde eine Belohnung von 4000 Euro ausgesetzt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
„Ein einziges Indiz hat den Betrug entlarvt“
Xtandi: Achtung, Rezeptfälschungen im Umlauf
„Täter oft russischer Herkunft“
Mounjaro: Polizei warnt vor Rezeptfälschungen
Weiteres
Probleme bei Noventi-Kunden
E-Rezept: Störung wegen Update»
„Heime arbeiten noch steinzeitlich“
eGK-Chaos: Bote fährt Karteikästen spazieren»
Interview mit Curél-Chef René Heiligenstein
Neue Kosmetikmarke: Japaner setzen auf Apotheke»
Apotheken als erste Anlaufstelle
Koalitionsvertrag: Abda drängelt, AOK bremst»
Koalitionsverhandlungen
Extrahonorar für Telepharmazie»
Bürokratiegesetz in sechs Monaten
AG Gesundheit: Deckel für GKV-Gehälter»
Zielgruppen & effizienter Einsatz von pDL
Apothekerin: Frauen als Schlüsselzielgruppe»
Niedrigere Übernahmepreise bei Apothekerinnen
448.000 Euro: Inhaberinnen investieren weniger»