HIV/Aids

HIV-Infizierte gehen oft zu spät zum Arzt dpa, 29.04.2013 07:28 Uhr

Berlin - 

Immer noch wird eine hohe Zahl von HIV-Infizierten nicht oder erst spät diagnostiziert - das hat nach Ansicht von Experten vielseitige Folgen. „Die Gruppe stellt inzwischen ein ziemliches Problem dar“, sagt HIV-Fachmann und Mediziner, Dr. Georg Härter, von der Universitätsklinik Ulm. „Dabei ist die frühe Diagnose nicht nur essenziell, um Ansteckungen zu vermeiden, sondern auch für einen optimalen Therapiestart“, ergänzt Härter.

Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind gut die Hälfte neu diagnostizierter Fälle sogenannte Late Presenter. Das sind Infizierte, die bei der Diagnose bereits ein deutlich geschwächtes Immunsystem aufweisen oder eine Aids-Erkrankung entwickelt haben, also schon therapiebedürftig sind. 2012 gab es in Deutschland nach RKI-Angaben insgesamt etwa 3400 Neuinfektionen.

Die Zahl der Late Presenter sei in den vergangenen Jahren zwar konstant aber hoch geblieben. Für diese Entwicklung gebe es verschiedene Gründe. „Ich sehe eine potenzielle Gefahr, weil die HIV-Infektion leider immer noch stigmatisierend ist und daher einige das verdrängen oder sich nicht trauen, das beim Hausarzt anzusprechen“, beschreibt Härter seine Erfahrung als Oberarzt in der Klinik und Referent für Ärztefortbildungen.

Es sei sehr wichtig, Medizinerkollegen für das Thema zu sensibilisieren, Warnsymptome zu erkennen und mit den Patienten einen HIV-Test zu besprechen. Es gebe Fälle, in denen auf HIV hinweisende Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen, Durchfall, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust nicht mit dem Virus in Verbindung gebracht worden seien.

Aber auch jede Geschlechtskrankheit sollte hellhörig machen und zu Nachfragen bei den Patienten führen, sagt Härter. „Aufgrund der erhöhten Zahlen von Late Presentern raten die Aids-Gesellschaften, niedergelassene Ärzte um das Wissen zu schulen, wie kann ich HIV oder Aids vielleicht früher diagnostizieren.“