Reproduktionsmedizin

Affen geklont: Sorge um Anwendung am Menschen dpa, 26.01.2018 13:05 Uhr

Chinesische Forscher klonen zwei Affen, Forscher sprechen von einem Durchbruch. Doch die Sorge wächst, dass das Verfahren am Menschen angewendet werden könnte. Experten fordern neue Regeln. Foto: lolaire / Wikipedia CC BY-SA 3.0
Peking/Berlin - 

Nach dem erfolgreichen Klonen von Affen in China wächst weltweit die Sorge um eine Anwendung der Methode bei Menschen. „Biologisch gesehen ist das neue Verfahren schon ein Schritt hin zum Menschen“, erklärte Rüdiger Behr vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen. „Um es aber klar zu sagen, das Klonen von Menschen und allein der Versuch dessen sind in Deutschland verboten, und es wird auch global gesehen meiner Einschätzung nach überwiegend sehr kritisch gesehen.“ Dennoch plädieren Experten für eine Diskussion und neue Regeln zum Umgang mit derartigen Erbgut-Versuchen. Die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte die Versuche scharf.

Rund 22 Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly hatten chinesische Forscher erstmals mit derselben Methode Affen geklont. Die zwei mehrere Wochen alten Javaneraffen Zhong Zhong und Hua Hua seien gesund und entwickelten sich normal, berichtete das Team um Quiang Sun von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai in einer Pressemitteilung. Obwohl diese Technik bei über 20 Tierarten wie Kühen, Schweinen und Hunden gelang, waren Forscher damit bislang an Affen gescheitert.

„Genau wie Dolly werden aber auch diese Affen kein vollständig gesundes Erbgut haben, so dass eine kritische Diskussion über eine Anwendung beim Menschen sicherlich eher befeuert als beruhigt wird“, sagte Professor Dr. Stefan Schlatt, Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster.

„Wir sind näher an Menschen als je zuvor“, zitiert die „New York Times“ den Experten Leonard Zon vom Boston Children's Hospital. Dies werfe die Frage auf, wohin die Forschung gehen solle.

In China wurde der Durchbruch am Donnerstag zwar begrüßt, der Experte Wang Yue von der Universität Peking forderte aber, die gesetzlichen Vorschriften an die neuen Möglichkeiten anzupassen. Missbrauch müsse verhindert werden. „Das Parlament muss ein Gesetz und betreffende Regeln entwerfen, um den Anforderungen der Zeit zu entsprechen“, schrieb der Experte in der Tageszeitung „China Daily“. „Technologie ist neutral, aber wir brauchen ein spezifisches Gesetz, um zu verhindern, dass Interessengruppen die Technologie missbrauchen.“

Der Ko-Autor des Artikels, Pu Muming von Chinas Akademie der Wissenschaften, betonte, der Zweck der Forschung sei nicht, Menschen zu klonen. Mit dem Durchbruch würden aber „die technischen Hürden für das Klonen von Menschen ausgeräumt“, zitierte ihn die Website der Zeitung „Zhongguo Qingnianbao“. Doch hätten die Wissenschaftler nicht vor, das Klonen von Menschen zu entwickeln. „Es gibt keine Pläne für das Klonen von Menschen.“

Dessen ungeachtet wirft diese Forschung nach Ansicht der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erhebliche ethische Fragen auf. „In human-bioethischer Hinsicht besteht der Verdacht, dass dieser Forschungserfolg letztlich auf die Entwicklung einer Technologie zur Klonierung von menschlichen Embryonen ausgerichtet ist“, teilte DBK-Sprecher Matthias Kopp der Deutschen Presse-Agentur mit. „Dies jedoch ist, mit welcher Zielrichtung auch immer, eine Technologie, die wir strikt ablehnen, da sie dem Schutz der menschlichen Würde zuwiderläuft.“ Auch unter Forschungs- und Tierschutz-Aspekten seien die Versuche fragwürdig, erklärte Kopp. Es scheine, als sei ein bereits bekanntes Verfahren vor allem deshalb auf Primaten übertragen worden, um eine Sensation zu erzeugen.

Wie bei Dolly hatten die Forscher den Zellkern samt Erbgut von einer Zelle des Spendertiers in eine Eizelle übertragen, die zuvor entkernt wurde. Das Team setzte den sich daraus entwickelnden Embryo dann einer Leihmutter ein, die den Klon austrug. Es berichtete davon am Mittwoch im Fachblatt „Cell“. Zwar war schon 1999 ein Labor-Affe auf die Welt gekommen, der dieselben genetischen Informationen besaß wie ein Artgenosse. Dieser war jedoch aus der einfachen Teilung der befruchteten Eizelle im Labor hervorgegangen – ähnlich wie bei eineiigen Zwillingen.