Bayern

Ärztetag warnt vor Missbrauch der „Ressource Arzt“

, Uhr aktualisiert am 13.10.2019 17:54 Uhr
Berlin -

Die Bayerische Landesärztekammer warnt vor neuen medizinischen Versorgungsangeboten, die an den eigentlichen Bedürfnissen der Patienten vorbeigehen. Vor allem bei Entwicklungen im Digitalbereich wie etwa Gesundheits-Apps würden Konzerne und Startup-Unternehmen „Begehrlichkeiten wecken“ nach dem Motto „Was digital ist, muss fortschrittlich sein“, sagte der Präsident der Landesärztekammer, Dr. Gerald Quitterer. „Wir Ärztinnen und Ärzte werden zum Objekt der Interessen anderer“, kritisierte Quitterer.

Außerdem will die Landesärztekammer verhindern, dass Krankenkassen und Privatversicherer Gesundheits-Apps für
Smartphones und PC verordnen können. Die Delegierten forderten den Gesetzgeber auf, entsprechende Pläne zu stoppen. Neue Entwicklungen in diesem Bereich dürften „nicht ohne Einbeziehung ärztlichen Sachverstands eingesetzt werden“, heißt es in einem Beschluss des Bayerischen Ärztetags.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündigt, dass Kassen künftig die Kosten für Apps erstatten sollen, die Patienten beispielsweise dabei unterstützen, ihre Blutzuckerwerte zu überwachen oder Medikamente regelmäßig einzunehmen.

Das kann nach Ansicht der Ärztetags-Delegierten in Bayern allerdings dazu führen, dass die Verantwortung für solche Entwicklungen „einzig und allein den Kostenträgern übertragen werde“. Das sei aber nicht im Interesse der Patientensicherheit, argumentierte die Ärztekammer.

Auch die Pläne von Spahn, an bestimmten Krankenhäusern „Integrierte Notfallzentren“ einzurichten, die die ganze Woche über rund um die Uhr Patienten versorgen sollen, sieht der Ärztepräsident skeptisch. Hier würden neue Versorgungsebenen entstehen, „die sich der Ressource Arzt bedienen“, ohne nach dem tatsächlichen Versorgungsbedarf zu fragen.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warb bei der Eröffnung des Ärztetages für die Einführung einer Landarztquote. Damit sollen knapp 6 Prozent aller Medizinstudienplätze in Bayern an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung 10 Jahre lang als Hausarzt in Regionen zu arbeiten, die unterversorgt sind oder in denen Unterversorgung droht.

„Bayern hat die ersten Weichen für die Gewinnung von Ärztenachwuchs bereits frühzeitig gestellt“, sagte die Ministerin und dankte der Landesärztekammer, dass sie die Landarztquote unterstützt. Einige andere Mediziner-Organisationen hingegen lehnen die Quote ab, so etwa der Hartmannbund und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden. Ihrer Ansicht nach schränkt sie angehende Ärzte zu sehr ein und verbessert die Versorgung nicht.

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