Libyen-Konflikt

Ärzte retten Bootsflüchtlinge

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Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat in der Nacht von Freitag zu Samstag 99 Flüchtlinge von einem Boot im Mittelmeer gerettet. 64 libysche Kriegsverwundete waren mit 35 Begleitpersonen auf dem Weg aus dem libyschen Misrata in die tunesische Hafenstadt Zarzis. Der Einsatz fand zwei Wochen nach einer ersten Boots-Evakuierung der medizinischen Nothilfeorganisation von 71 Kriegsverletzten statt.

Das Team der zweiten medizinischen Evakuierungsaktion bestand aus sieben Ärzten, sechs Krankenschwestern und einem Psychologen, darunter neun Freiwillige aus Tunesien. Sie haben den 64 Patienten während der Überfahrt nach Tunesien medizinische Nothilfe geleistet. Zehn der Patienten befinden sich in einem kritischen Zustand, drei mussten künstlich beatmet und weitere drei mit künstlichem Sauerstoff versorgt werden.

Das Schiff kam am frühen Samstagmorgen im Hafen von Zarzis an. Der Weitertransport der Patienten von Zarzis in die Stadt Sfax, in der es ein Dutzend Krankenhäuser gibt, wurde von den tunesischen Gesundheitseinrichtungen und dem Roten Halbmond organisiert.

Erstmals hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen auch medizinische Einrichtungen in Misrata besucht. Die Bevölkerung der Stadt ist durch die andauernden Kämpfe von externer Versorgung abgeschnitten. Krankenhäuser und Kliniken sind mit Verletzten überfüllt. „Seit Wochen versuchen die Ärzte verzweifelt, mit dem Ansturm an Patienten zurecht zu kommen. Sie haben zu wenig Personal und medizinisches Material, um die Verwundeten und chronisch Kranken zu behandeln“, sagt Dr. Morten Rostrup, ein Arzt der Hilfsorganisation, der auf dem Schiff im Einsatz war.

Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen haben zudem die Situation in einem Lager in der Nähe des Hafens erkundet, in dem Tausende Migranten Zuflucht gesucht haben und auf die Rückkehr in ihre Heimat warten. „Diese Menschen leben unter extrem schwierigen Bedingungen - ohne ausreichende Nahrungsmittel und adäquate Unterkunft. Sie sind verzweifelt und wollen nur in ihre Heimat zurück", sagt Rostrup.

Im Osten Libyens arbeitet Ärzte ohne Grenzen weiterhin in der Stadt Bengasi mit dem medizinischen Komitee zusammen und leistet Hilfe, wo sie benötigt wird. Unter anderem unterstützt die Organisation die Hauptapotheke der Stadt bei der Logistik und der Abfallentsorgung. Im Krankenhaus Al Jalaa unterstützt die Hilfsorganisation die Mitarbeiter in der Organisation der Pflege. Ärzte ohne Grenzen sendet weiterhin medizinisches Material nach Libyen, das in den Kampfgebieten verteilt wird, in denen der Bedarf am größten ist. Seit dem 24. Februar sind 44 Tonnen Medikamente und medizinische Materialien, auch für die Behandlung von Brandwunden, in Bengasi angekommen.

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