Ärzte kritisieren Werbung für Süßes dpa, 07.04.2008 11:04 Uhr
Angesichts der steigenden Zahl übergewichtiger Kinder hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Süßigkeiten-Werbung, die sich an Vorschulkinder richtet, das Fehlen eines einfachen Leitsystems für kalorienarme Lebensmittel und Riesenportionen beim Schnellimbiss kritisiert. „15 Prozent aller Kinder in Deutschland sind bereits übergewichtig, 6 Prozent sind krankhaft fett“, sagte Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der DGKJ-Ernährungskommission.
Viele Kinder blieben ein Leben lang zu dick, mit fatalen Risiken für die Gesundheit: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Dazu komme die psychosoziale Belastung, ergänzte der Münchner Klinikarzt. „Dicke Kinder werden gehänselt und entwickeln oft weniger Selbstbewusstsein. Übergewichtige Jugendliche haben häufig eine schlechtere Ausbildung, weniger Chancen auf gut
bezahlte Jobs und finden seltener eine stabile Partnerschaft.“
Neben mehr Sport und weniger Zeit vor Fernseher oder Computer zielen Ärzte mit ihren Ratschlägen heute weiter. „In Frankreich oder Belgien gibt es feste Regeln, nach denen in Schulen keine Softdrinks mehr verkauft werden dürfen. So etwas prägt das Verhalten“, berichtete Koletzko. Ähnliche Regeln wünsche sich sein Verband für Deutschland. „Ich halte auch Fernsehwerbung, die sich an
Vorschulkinder richtet, für nicht akzeptabel“, ergänzte er. Kleine Kinder könnten noch nicht zwischen Werbung und redaktionellen Beiträgen unterscheiden.
Bei Lebensmitteln würden Kinder- und Jugendärzte ein einfaches Leitsystem begrüßen, das gesunde und weniger gesunde Produkte klar ausweist. „Menschen mit wenig Bildung fällt es schwer, komplizierte Tabellen zu lesen“, sagte der Experte. Auch beim Fast Food wünscht sich Koletzko andere Schwerpunkte. „Kinder sollen auch Hamburger essen dürfen, aber die Portionsgröße muss passen“, sagte er. Mega-Portionen, die nur wenig teurer seien als normale Größen, seien genau das falsche Signal.