Titel-Affäre

Ärzte kauften Doktortitel dpa, 31.08.2009 13:38 Uhr

Hamburg - 

In die Affäre um gekaufte Doktortitel sollen sehr viele Mediziner verstrickt sein. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Human- oder Zahnmediziner stellten etwa die Hälfte der Kunden des Unternehmens für Promotionsvermittlung, das im Visier der Kölner Staatsanwaltschaft steht. Die Staatsanwaltschaft konnte keine Angaben machen, ob auch Pharmazeuten in den Fall verwickelt sind.

Das „Institut für Wissenschaftsberatung“ aus Bergisch-Gladbach bei Köln soll Hochschullehrer dafür bezahlt haben, ihre Kunden als Doktoranden anzunehmen, obwohl etlichen von ihnen dazu die fachliche Qualifikation fehlte. Etwa 100 „Doktorväter“ aus ganz Deutschland werden verdächtigt, entsprechende Schmiergelder angenommen zu haben.

In einigen der Fälle hat die Kölner Anklagebehörde ihre Ermittlungen gegen Hochschullehrer wegen Korruptionsverdachts mittlerweile eingestellt. Der Staatsanwaltschaft liegen eigenen Angaben zufolge bereits einige Geständnisse vor. Ein Professor habe einen Strafbefehl akzeptiert, der eine mehrmonatige Haftstrafe zur Bewährung beinhalte. Die Verfahren gegen vier weitere Beschuldigte seien gegen Zahlung von Geldauflagen eingestellt worden.

Die Behörde nannte weder Namen der Verdächtigen noch deren Arbeitgeber. Der „Spiegel“ berichtete, einer der Verdächtigen sei ein Mediziner der Berliner Charité, ein anderer stehe in Verbindung zur Medizinischen Hochschule Hannover.

Wie das Magazin „Focus“ berichtet, gab einer der Doktorväter zu, pro Doktorand 4000 Euro kassiert zu haben; insgesamt habe er in fünf Fällen kassiert. Zwei weitere Kollegen hätten zusammen fünf weitere Fälle eingeräumt.

Laut „Spiegel“ werden mindestens 315 fragwürdige Promotionsverfahren von der Kölner Staatsanwaltschaft untersucht. Die Doktoranden sollen dem Unternehmen demnach zwischen 12.000 und 36.000 Euro für die Vermittlung eines Promotionsplatzes bezahlt haben.