Der Deutsche Ärztetag hat die Bundesländer aufgefordert, rasch für mehr Medizin-Studienplätze zu sorgen und die dafür notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Zahl der Studienplätze in der Humanmedizin müsse um mindestens zehn Prozent aufgestockt werden, verlangte der Ärztetag mit Blick auf den Behandlungsbedarf einer älter und kränker werdenden Bevölkerung.
Der Ärztetag verlangte mit Blick auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts außerdem Änderungen beim Zulassungsverfahren für Studienbewerber, bei dem deren berufliche Vorerfahrungen stärker berücksichtigt werden.
Er plädierte für ein bundesweit einheitliches Verfahren, in das die Abiturnote, die Ergebnisse eines einheitlichen schriftlichen Tests und eines standardisierten Auswahlverfahrens zu je einem Drittel einfließen. Nicht nur medizinische Berufsabschlüsse etwa als Krankenpfleger sollen als Vorbereitung auf das Studium anerkannt werden, sondern auch eine vorangegangene mindestens einjährige Anstellung in der Pflege.
Derzeit studieren in Deutschland rund 90.000 junge Frauen und Männer an 38 Hochschulen Humanmedizin. Jährlich werden rund 11.000 von bis zu 50.000 Bewerbern an den öffentlichen Hochschulen zugelassen. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte Ende 2017 geurteilt, dass das Zulassungsverfahren zum Medizinstudium teils verfassungswidrig ist und bis Ende 2019 neu geregelt werden muss.
Ärzte aus Nicht-EU-Ländern, die in Deutschland arbeiten wollen, sollen nach dem Willen des Deutschen Ärztetages das deutsche Medizin-Staatsexamen statt wie bisher eine sogenannte Gleichwertigkeitsprüfung absolvieren. Der Gesetzgeber müsse regeln, dass diese Mediziner über dieselben Kenntnisse wie in Deutschland ausgebildete Ärzte verfügen, forderten die Delegierten am Donnerstag in einem Beschluss. Ziel sei ein sicherer Patientenschutz. Nach Angaben von Landesärztekammern stellt die Gleichwertigkeitsprüfung nicht sicher, dass Ärzte aus Ländern außerhalb der EU über dieselben Kompetenzen wie in Deutschland ausgebildete Mediziner verfügen.
Der Ärztetag plädierte zugleich für einen stärkeren Datenaustausch zwischen den für die Erteilung der ärztlichen Zulassung (Approbation) zuständigen Behörden der Bundesländer, um einen möglichen „Approbationstourismus“ zu unterbinden. Die Qualifikation von Ärzten, die in außereuropäischen Ländern Medizin studiert haben, hatte auf dem Ärztetag zu intensiven Debatten geführt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor den Ärzten dafür plädiert, die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Medizin-Abschlüsse zu beschleunigen. Sie sollten aber gleichzeitig auch gründlicher werden.
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