WHO: Alarmierend viele Vogelgrippe-Fälle dpa, 15.05.2015 18:10 Uhr
In Ägypten breitet sich eine aggressive Form der Vogelgrippe aus: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnete in den vergangenen sechs Monaten 165 Erkrankungen durch den Erreger H5N1, 48 Menschen starben. „Das ist bisher bei weitem die höchste Fallzahl in einem Land in einem solchen Zeitraum“, teilte die WHO mit.
Die neuen Fälle hingen jedoch nicht mit einer Veränderung des Virus' zusammen, sondern mit dem vermehrten Kontakt zwischen Mensch und infiziertem Geflügel. Es gebe Anzeichen, dass H5N1 in allen Bereichen der Geflügelproduktion vorkomme und nicht regional begrenzt sei, erklärte die WHO weiter.
Eine Rolle spiele auch ungenügende Vorsicht. Der Anstieg der Infektionen werde begünstigt durch verändertes Wirtschaften. „Viele Kleinbauern halten nun Geflügel zum Eigenverzehr oder Verkauf in einem nicht überwachten und unkontrollierten Agrarsektor“, schrieb die WHO.
Etwa 70 Prozent der Fälle seien auf Kontakt mit infiziertem Geflügel zurückzuführen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich die Gefahr einer Übertragung von Mensch zu Mensch vergrößert habe.
Zur Eindämmung des Ausbruchs sei das Einhalten der Standards beim Halten von Geflügel dringend erforderlich. So müssten die Bestände geimpft werden und die für Human- und Tiermedizin verantwortlichen Behörden müssten enger zusammenarbeiten, forderte die WHO in ihrem Bericht.
Ägypten müsse langfristig im Agrarsektor für Strukturen sorgen, die einen erfolgreichen Kampf gegen H5N1 ermöglichten. Dazu gehöre auch, die große Zahl an nicht-lizensierten kommerziellen und halb-kommerziellen Geflügelfarmen stärker in die Maßnahmen einzubinden. Seit 2003 wurden bis November 2014 weltweit über 600 Erkrankungen von Menschen mit dem Erreger H5N1 bekannt. Mehr als die Hälfte der Patienten starb.
Ende vergangenen Jahres kam es in Deutschland zu einem Ausbruch der Vogelgrippe. Das Friedrich-Loeffler-Institut wies den Subtyp H5N8 auf der Ostseeinsel Riems nach, der bereits im November in Mecklenburg-Vorpommern und den Niederlanden festgestellt wurde. In einer Hochburg der deutschen Geflügelzucht im Kreis Cloppenburg mussten rund 130.000 Tiere getötet werden.