Abrechnungsbetrug

Apotheker angeklagt, Ärztin untergetaucht

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Berlin -

Ein 43-jähriger Apotheker aus Frankfurt am Main muss sich vor Gericht wegen Abrechnungsbetrugs verantworten. Gemeinsam mit einem 65-jährigen arbeitslosen deutschen Staatsangehörigen ägyptischer Herkunft und einer Ärztin soll er die Kassen um 1,7 Millionen Euro betrogen haben. Die Generalstaatsanwaltschaft hat beim Landgericht (LG) Frankfurt Anklage wegen gewerbsmäßigen Betruges in neun Fällen erhoben.

Zwischen Februar und Oktober 2009 soll die heute 60-jährige Ärztin, die damals eine Praxis in Frankfurt betrieb, Rezepte auf den Namen von gesetzlich Versicherten aus ihrem Patientenstamm ausgestellt haben. Die Verordnungen, meist über hochpreisige Präparate, soll der 64-jährige Mittelsmann in die Apotheke im Frankfurter Bahnhofsviertel gebracht haben. Dort bekam er von dem Inhaber Potenzmittel und andere Produkte im Wert von rund zwei Dritteln der verordneten Medikamente. Diese soll der Mann verkauft und den Erlös mit der Ärztin geteilt haben. Der Apotheker rechnete die Rezepte mit den Kassen ab.

Insgesamt 3032 Verordnungen mit einem Gesamtwert von 1,77 Millionen Euro netto vor Abzug von Hersteller- und Generikarabatten sollen so ausgestellt und abgerechnet worden sein. Nach Auskunft des Apothekenrechenzentrums wurden von den Krankenkassen nach Abzug von Hersteller- und Generikarabatten knapp 1,7 Millionen Euro gezahlt.

Die AOK Hessen schaltete im Oktober 2009 die Staatsanwaltschaft ein. Im Juni 2011 legte der Apotheker ein umfassendes Geständnis ab; im September desselben Jahres wurde schließlich die Wohnung des Mittelsmannes durchsucht, der dabei in U-Haft genommen wurde. Nach seiner Entlassung hat er sich offenbar ins Ausland abgesetzt, gegen ihn besteht ein internationaler Haftbefehl, er ist zur Fahndung ausgeschrieben.

Auch die Ärztin ist bereits seit Jahren flüchtig, auch gegen sie besteht ein internationaler Haftbefehl. Sie ist bei der Staatsanwaltschaft keine Unbekannte: Bereits im Januar 2010 wurde sie beim LG Frankfurt wegen gewerbsmäßigen Betruges und Urkundenfälschung in 77 Fällen angeklagt: Die Medizinerin soll zwischen November 2002 und Februar 2006 falsche Rechnungen über Behandlungen an ihr und ihrer siebenköpfigen Familie im Namen ihres Praxisvorgängers ausgestellt haben.

Außerdem soll sie zwischen August 2007 und April 2008 mit fingierten Rechnungen eine private Krankenversicherung betrogen haben. Zur Hauptverhandlung im Mai 2010 erschien sie nicht. Im aktuellen Fall läuft gegen sie ein gesondertes Verfahren.

Eine Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens ist bislang noch nicht ergangen. Bei der Staatsanwaltschaft geht man davon aus, dass der Apotheker zur Verhandlung erscheinen und aussagen wird. Er hatte seine Apotheke Ende 2009 nach nur anderthalb Jahren abgegeben.

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