In einem Monat laufen die gelockerten Abgaberegelungen aus, eine Verlängerung oder Übergangsregelung ist nicht in Sicht. Felix Maertin, Inhaber der Rhein Apotheke in Karlsruhe, fordert, dass Abgaberegeln so unkompliziert wie möglich sein sollten. Er warnt vor Chaos bei der Versorgung, einem nicht darstellbaren Mehraufwand sowie weiteren finanziellen Einbußen.
Das geplante Generika-Gesetz könnte für die Apotheken vor Ort unangenehme Folgen haben: Zwar sieht der Entwurf des Gesetzes eine Verstetigung der gelockerten Abgaberegelungen vor, die während der Pandemie eingeführt worden waren, aber deren Grenzen sollen enger gefasst werden. Zudem ist immer noch nicht klar, ob das Gesetz überhaupt rechtzeitig verabschiedet wird.
Am 7. April läuft die Sars-Cov-2-Arzneimittelversorgungsverordnung aus, und es gibt bislang weder eine gültige nachfolgende Regelung noch eine Übergangslösung – die Apotheken hängen also in der Luft. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kündigte an, dass man intensiv mit Bundestagsabgeordneten spreche, um eine Verstetigung per Änderungsantrag zu erreichen. Doch auch so wäre eine Regelungslücke wohl nicht mehr zu vermeiden. Ausgerechnet in der Woche vor Ostern könnte es Chaos geben.
Sollten wieder die „üblichen“ Abgaberegeln gelten, wie die Apotheken sie vor der Pandemie befolgen mussten, wäre dies laut Maertin nicht darstellbar: „Ich müsste bald jeden Patienten wieder zur Arztpraxis zurückschicken. Aber auch die Praxen sind am Anschlag ihrer Kapazitäten.“ Schon vor der Pandemie gestalteten sich Nachfragen schwierig: Maertin bemerkte häufiger, dass Ärzte nicht richtig nachvollziehen konnten, worum es bei Preisanker & Co. eigentlich geht: „Oft wurde dann vermutet, wir wollen als Apotheke etwas komplett anderes abgeben. Es wurde falsch verstanden.“
Maertin wünscht sich, dass die aktuelle Situation mit den gelockerten Abgaberegeln verstetigt wird, mehr noch: „Ärzte sollen akzeptieren, dass wir durchaus fähig sind, die Äquivalenztabelle zu bedienen. Gerade ist Candesartan nicht lieferbar und es muss ein anderer Wirkstoff abgegeben werden. Es kann nicht sein, dass wir stets auf eigenes Risiko austauschen und einen Retax riskieren.“ Laut Maertin solle es einfacher möglich sein, Wirkstoffgruppen untereinander auszutauschen: „Gern mit kurzer Arztrücksprache, aber bitte ohne Debatte.“
Um flexibler und vor allem schneller reagieren zu können, tauschten die Rhein Apotheke und umliegende Praxen sogenannte „Geheim-Nummern“ aus. So sei die direkte Erreichbarkeit garantiert. „Auch im Notdienst habe ich so eine direkte Verbindung und kann einen Arzneimittelaustausch aufgrund von Lieferengpässen viel schneller regeln“, so der Apotheker.
Um die Lieferengpässe im pädiatrischen Bereich abzupuffern und besser zu handhaben, hat sich Maertin etwas einfallen lassen: „Ich habe per Whatsapp einen sogenannten Newsletter für umliegende Kinderarztpraxen erstellt. So kann ich aktuelle Verfügbarkeiten im Bereich der Fieber- oder Antibiotika-Säfte mitteilen. Die Verschreibungen erfolgen dann meist anhand der Liste. Das erspart uns viel Zeit.“
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