Fast Food statt Apotheke

Abda-PTA jetzt bei McDonald’s Laura Schulz, 31.05.2024 11:43 Uhr aktualisiert am 31.05.2024 14:08 Uhr

„Paula“ gibt doch lieber Burger statt Arzneimittel ab: Die Hauptdarstellerin der Mini-Serie „Die Apotheke“ taucht im neuen McDonald's Spot auf. Screenshots "Die Apotheke" / McDonald's
Berlin - 

Die Abda-Mockumentary „Die Apotheke“ sorgte bereits zum Start für hitzige Debatten – zumindest unter Kolleginnen und Kollegen. Geschmacklich daneben, inhaltlich sinnlos, in der Botschaft kontraproduktiv, lautete die einhellige Kritik. Der Köder müsse dem Fisch schmecken, konterten die Verantwortlichen gebetsmühlenartig. Doch nun der nächste Fauxpas: Die angehende PTA aus der Serie, Paula, hat sich für einen anderen Job entschieden: Sie lässt ihren Charme nun nicht mehr nur am HV-Tisch spielen, sondern am Counter bei McDonald’s. Schauspielerin Joana Taskiran hatte nach der Mini-Serie nämlich einen Job für die neue Kampagne des Fast-Food-Riesen ergattert. Und offenbar hatte man bei der Abda vergessen, sich die Exklusivität zu sichern.

Am 29. April hat McDonald’s seine neuen Werbemaßnahmen gestartet, die das neu ausgerichtete Frühstück bewerben sollen. Das gesamte Marketing lief über die Agentur Scholz & Friends. Zu sehen ist dabei auch eine vermeintliche Mitarbeiterin, die das Frühstück im typischen Becher und der bekannten Papiertüte über den Tresen gibt. Inzwischen laufen die Spots dazu auch vielfach im Fernsehen.

Stimme und Aussehen dieser Mitarbeiterin dürften aber Kennern der Abda-Miniserie bekannt vorkommen: Ist die angehende PTA nun also doch lieber zur Fast-Food-Kette gegangen?

Ihre Berliner Model-Agentur bestätigt: Die vermeintliche McDonald’s-Mitarbeiterin im Spot ist Taskiran. Dass das mit ihrem Auftritt für die Abda im Widerspruch stehen könnte, sieht man ein. Doch wenn man Sperrklauseln wolle, müsse man Schauspieler:innen nun mal auch entsprechendes Geld zahlen.

Tatsächlich gehört es zum kleinen 1x1 der Werbeagenturen, sich darum zu kümmern, dass die gebuchten Gesichter nicht in unpassenden Folgeaufträgen in Erscheinung treten. Warum haben die Abda und ihre Hausagentur Cyrano dies nicht im Blick gehabt? Oder hat es mit der Tatsache zu tun, dass die Nachwuchskampagne wegen der Proteste im vergangenen Jahr angeblich nach hinten verschoben wurde?

Auch das Management der Schauspieler:innen hat so etwas oftmals im Blick. Das Problem an dieser Stelle: Taskiran arbeitet mit zwei Agenturen zusammen, eine für den Schauspielbereich, eine für das Modeln.

Bei der Agentur, die ihr den Schauspieljob in der Abda-Serie vermittelt hat, ist man verwundert: „Ich habe den Spot auch im Fernsehen gesehen und war verwundert. Ich kenne Joana gut, aber davon hat sie nichts erzählt.“ Vielleicht aus Gründen, denn die hier Zuständige findet selbst, dass die Wahl der Rolle der McDonalds-Mitarbeiterin etwas unpassend ist, nachdem die Schauspielerin gerade erst in einer Apotheke zu sehen war. Bei der Premierenfeier zur Mockumentary war die Schauspielerin im Berliner Kino Babylon jedenfalls noch mit dabei.

Für die Apotheken ist die Sache durchaus betrüblich. „Dann doch lieber zu McDonald’s“, ist wohl kaum die Botschaft, die man einer (angehenden) PTA vermitteln möchte. Kleiner Trost: Taskiran war im vergangenen Jahr auch in der Werbung für Google und dem Deutschen Fußballbund (DFB) tätig, außerdem hatte sie viele andere Schauspielengagements.

Abda zieht positive Schlüsse

Auch die Abda äußert sich entsprechend der branchenüblichen Vorgänge, über die Vertragsverhältnisse werden keine Auskünfte gegeben. Umfassende und teure Sperrklauseln wären zudem wohl nicht im Budget gewesen: „Bitte berücksichtigen Sie, dass wir bei der Auswahl der Schauspieler:innen und bei deren Vertragsgestaltung immer auch Budget-schonend vorgehen müssen. Dass einige der Darsteller:innen nach ein paar Monaten Abstand zur Erstausstrahlung nun neue Aufträge angenommen haben, ist erstens branchenüblich. Zweitens zeigt es uns aber auch, dass wir bei der Auswahl der Schauspieler:innen die richtigen Entscheidungen getroffen haben.“