Suchtprävention

ABDA gegen Drogen-Testkäufe APOTHEKE ADHOC, 27.09.2011 14:13 Uhr

Berlin - 

Um die gesundheitlichen Risiken bei Drogenkonsumenten zu verringern, wollen die Grünen Testkäufer in die Drogenszene schicken. Mit den Substanzen aus Konsumräumen und der Partyszene sollen Analysen zur Wirkstoffzusammensetzung und Dosierung durchgeführt werden. In einem Antrag an die Bundesregierung fordert die Grünen-Fraktion einen Rechtsrahmen für das so genannte „Drugchecking“. Die ABDA hält wenig von dem Konzept.

Laut Betäubungsmittelgesetz (BtMG) dürfen keine Substanzanalysen durchgeführt werden: Der aktive Eingriff in Konsumräume, etwa zur Hilfe beim Drogenkonsum, ist demnach verboten. Die Fraktion fordert die Regierung daher auf, ein Modellprojekt ins Leben zu rufen: Dazu sollen die für die Durchführung der Testkäufe „geeigneten Akteure“ benannt werden. Neben der besseren Abwägung gesundheitlicher Risiken könnten so aktuelle Konsumtrends sowie die Angebotsentwicklung im Auge behalten werden.

Für die morgige öffentliche Anhörung zum Konzept im Gesundheitsausschuss des Bundestages wurde auch die ABDA nach ihrer Meinung gefragt. Die Apotheker bezweifeln, dass sich aus den Analyseergebnissen überhaupt ein Nutzen ergibt. Ganz im Gegenteil sei nicht geklärt, ob Informationen über „saubere und sichere“ Drogen den Konsum nicht sogar antreiben könnten, schreibt die ABDA in ihrer Stellungnahme.

Auch aus pharmazeutischer Sicht gibt es laut ABDA keine Vorteile: Weil die Herstellung von Drogen im Gegensatz zu Arzneimitteln nicht in größeren Chargen gleicher Qualität und Reinheit erfolge, könnten unsystematisch gezogene Einzelproben nichts über die Sicherheit aussagen. Vielmehr ergäben sich aus solchen Analysen „Trugbilder von Sicherheit“. Die Messungen seien aufgrund der großen Bandbreite illegaler Substanzen, Verunreinigungen und Streckungsmitteln fachlich und gerätetechnisch sehr anspruchsvoll und damit kostenintensiv. Im Verhältnis zum Aufwand schätzt die ABDA den Nutzen daher als negativ ein.

Dass die Grünen mit ihrem Antrag erfolgreich sind, ist ohnehin unwahrscheinlich. Auf eine Kleine Anfrage der Linken zum Thema hat die Koalition heute ablehnend beantwortet. Ähnlich wie die ABDA sieht die Regierung die Gefahr, „dass ein negatives Testergebnis von den Konsumierenden als Aufmunterung zum Drogenkonsum missverstanden werden könnte“.