Abda-Apotheke: „Unfreundlicher als auf der Baustelle“ Katharina Brand, 14.03.2024 12:45 Uhr
Wie kommt die Abda-Nachwuchskampagne eigentlich bei PTA-Azubis an? Würden sie sich anhand der Serie wieder für ihren Beruf entscheiden? Diese Frage hat sich das Kollegium einer PTA-Schule gestellt und spontan im Unterricht eine Umfrage gestartet und ausgewertet.
Die Schülerinnen und Schüler wurden mit der Aufgabe zur Abda-Kampagne überrascht: „Wir haben den Auszubildenden gesagt, dass wir uns jetzt eine Nachwuchskampagne für die Apotheke ansehen“, berichtet eine Lehrkraft. „Sie sollten die Videos auf sich wirken lassen und anschließend aufschreiben, was ihnen gut gefallen hat und was eben nicht. Wichtig war uns auch zu fragen, wie die Schüler die Videos finden würden, wenn sie gerade nach einem Beruf suchen würden.“
Langweilig, demotivierend, ungeeignet
Neben einigen positiven Aspekten – wie dem Titel der Kampagne, dem „weißen Gold“ als interessanten Aspekt zum Weitergucken oder der Vielfalt der gezeigten Berufe – fielen die Rückmeldung überwiegend negativ und kritisch aus. „Langweilig“, „ungeeignet“ und „demotivierend“ waren die am häufigsten vorkommenden Anmerkungen aus der Schülerschaft. Insbesondere negativ für die Schülerinnen und Schüler: Die dargestellte PTA-Praktikantin wird nicht nett ins Team aufgenommen und viel zu oft alleine gezeigt. „Wie sich das Team untereinander versteht, schreckt ab“, kritisiert ein Schüler konkret, und mit ihm viele weitere.
Kritiklos bleibt auch der stark an die Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ angelehnte Titel nicht: Während einige Schülerinnen und Schüler die Anleihe noch interessant fanden, kritisierte der überwiegende Teil, dass man die Anspielung und Aufmachung der Abda-Kampagne nur dann verstehe, wenn man eben auch die Serie gesehen hätte. „Der Slogan ist ungeeignet, da viele gar nicht wissen, dass es sich nicht um wirkliche Drogen handelt“, schreibt einer der Schüler, „Ich konnte mit dem Slogan nichts anfangen. Wenn man die Serie nicht kennt, ergibt die gesamte Kampagne wenig Sinn“, findet ein anderer, „Ich würde mich nach diesem Slogan nicht für die Apotheke interessieren.“
Soll das ein Werbefilm sein?
Auch zur Darstellung ihres zukünftigen Berufs haben die Auszubildenen eine klare Haltung. „Der PTA-Beruf wird total langweilig dargestellt“, schreibt ein Schüler; ähnliche Aussagen finden sich vielfach. „Die ganze Serie spricht das falsche Klientel an“, schreibt er weiter, „keine zuverlässigen und interessierten Menschen, sondern eher faule und solche mit falschen Absichten“.
Nicht alle Rückmeldungen sind konstruktiv. Einzelne PTA-Azubis fühlen sich regelrecht angegriffen von der Kampagne: „Man bekommt ein ganz komisches Bild von der Apotheke durch die Videos. Als angehende PTA einfach unangenehm zu gucken. Geht gar nicht!“, schreibt eine empörte Schülerin. Einen Azubi lässt die Serie gar irritiert zurück: „Soll das ein Werbefilm sein? Wer hat das bitte aus der Redaktion gelesen? Die Charaktere sind teilweise unfreundlicher als auf der Baustelle.“
Klicks im Sinkflug
„Es geht nicht darum, gegen die Abda zu arbeiten“, stellt die Lehrerin klar, „Es ist ja gut, dass sie etwas machen. Aber es muss mehr geben als diese Kampagne“. Darüber hinaus stellt sich ihrer Meinung nach die Frage, wen die Serie überhaupt erreicht: „Wir im Kollegium haben das Gefühl, dass die Kampagne nur in der Apothekenblase ankommt.“
Die Klickzahlen des Youtube-Kanals „Karriere in der Apotheke“ geben ihr recht: Während der Trailer rund 5200 Aufrufe hat und die erste Folge um die 6100 Mal geklickt wurde, sind die Zuschauerzahlen seitdem im Sinkflug. Folge 6 aus der vergangenen Woche schauten innerhalb von sieben Tagen noch gut 700 Menschen. Abonniert haben „Karriere in der Apotheke“ lediglich 262 User.