Sachsens Dienstälteste

82-jährige Apothekerin leistet 56-Stunden-Woche

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Berlin -

Eigentlich wollte Irene Jehmlich, Inhaberin der Löwen-Apotheke in Zittau, schon seit gut 20 Jahren in Rente sein. Momentan arbeitet die 82-jährige Apothekerin aber noch etwa 56 Stunden in ihrer Offizin. Dass sie dieses Jahr noch gar keine Auszeit hatte, liegt auch an der Personalnot: „Ein kleiner Urlaub wäre schon ganz schön, aber im Prinzip ist es seit 30 Jahren so. Das Geschäft geht eben vor“, so Jehmlich.

Von Montag bis Sonnabend ist die Inhaberin noch selbst im Dienst und übernimmt alle anfallenden Arbeiten. Auch die Notdienste leistet sie selbst und kommt somit auf eine Woche, die 56 Stunden hat. Wenn sich Jehmlich an frühere Zeiten erinnert, wird eines besonders deutlich: „Was jetzt mit bürokratischen Hindernissen verbunden ist, ging früher einfacher. In der ehemaligen DDR hat es natürlich auch Engpässe gegeben, aber wir haben den Apotheken geholfen, wenn es eng wurde“, so Jehmlich, die damals in der zentralen Herstellung gearbeitet hat. „Hustensäfte, Zäpfchen, Salben und andere Medikamente haben wir hergestellt. Konnte die Industrie nicht liefern, haben wir Präparate hergestellt.“

Engpässe sind kräftezehrend

Momentan seien die Engpässe bei Psychopharmaka besonders gravierend: „Tavor als Schmelztablette fehlt schon seit Monaten. Dabei ist die schnelle Wirkung der Tablette sehr gefragt, beispielsweise bei epileptischen Anfällen. Die Patienten sind darauf angewiesen“, so Jehmlich. Auch bei anderen Wirkstoffen fehle es an solchen Applikationsformen: „Erst kürzlich brauchte eine operierte junge Patientin dringend eine Nurofen-Schmelztablette zur akuten Schmerzlinderung. Wir konnten sie auch nicht auf normale Tabletten umstellen, da sie diese nicht schlucken konnte“, so die Apothekerin.

Im Endeffekt habe sie umliegende Kollegen anrufen müssen, um zu erfragen ob Nurofen in der Packungsgröße N3 vorrätig sei: „Keine Apotheke hatte diese Menge da. Letztendlich habe ich dann mit meinem Bestand aushelfen müssen und zweimal eine N1 abgegeben. Das ist alles sehr ärgerlich und vor allem zeitaufwendig“, so die Apothekerin. Auch weil „die doppelte Zutahlung trotz des Alters des Kindes geleistet werden musste.“

„Noch höre ich nicht auf“

Heutzutage sei auch der Kampf mit den Krankenkassen kräftezehrend: „Ich habe gerade eine Retaxation von zwölf Rezepten erhalten. Es sind insgesamt etwa 40 Euro gestrichen worden. Da frage ich mich, ob sich das für die Kassen überhaupt lohnt“, so die Inhaberin. Es seien nur Nichtigkeiten bemängelt worden, die Arbeit habe sie aber trotzdem, so Jehmlich. So etwas habe es früher nicht gegeben.

Und trotzdem: Die Inhaberin denkt noch nicht ans Aufhören. „In etwa zwei Jahren habe ich keine Verpflichtung mehr und der Kredit ist abgezahlt, dann kann ich mich zur Ruhe setzen.“

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