Anlässlich des AOK-Tages in Kiel zu den Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum wurden die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage veröffentlicht. In dieser gaben 400 Bürger aus Schleswig-Holstein ihre Einschätzung zur Versorgung im nördlichsten Bundesland ab. Das Apothekensterben wird vor allem in den großen Städten wahrgenommen.
Gerade in kleineren und mittleren Städten nehmen die Schleswig-Holsteiner eine Verschlechterung der Situation wahr. In Städten mit bis zu 20.000 Einwohnern gab knapp ein Viertel der Befragten an, dass sich die Versorgung mit Fachärzten abgenommen habe. In Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern sind es gar 31 Prozent. Auch bei den Hausärzten haben in den mittelgroßen Orten über 30 Prozent der Umfrageteilnehmer eine Verschlechterung festgestellt.
In Großstädten hingegen macht sich vor allem das Apothekensterben bemerkbar: 14 Prozent der Befragten gab an, dass die Versorgung mit Apotheken in den vergangenen Jahren schlechter geworden ist. Alle Ortsgrößen zusammengerechnet, weisen die Apotheken eine relativ hohe Stabilität in der Versorgung auf. 8 Prozent der Umfrageteilnehmer spürten eine Verschlechterung. Die Situation bei den Fachärzten (24 Prozent), Hausärzte (20 Prozent) und Kinderärzten (17 Prozent) wurde von deutlich mehr Menschen in Schleswig-Holstein kritisch beurteilt.
Die Versorgung mit Apotheken ist den Bewohnern im nördlichsten Bundesland laut Forsa-Umfrage wichtig, aber nicht die größte Priorität. 80 Prozent der Befragten wollen auf eine Apotheke vor Ort nicht verzichten. Spitzenreiter sind hier die Hausärzte, die von 94 Prozent als unentbehrlich eingeschätzt werden. Es folgen Einkaufsmöglichkeiten vor Ort (92 Prozent) und ein Internetanschluss (89 Prozent). Die Apotheken rangieren im Mittelfeld, gleichauf mit dem Öffentlichen Nahverkehr.
Insgesamt sind die Schleswig-Holsteiner mit der Versorgung durch die Apotheken im Land zufrieden. 92 Prozent der Befragten zog hier ein positives Fazit, womit die Apotheken unangefochten auf Platz 1 rangieren. Ebenfalls gut bewertet werden die örtlichen Einkaufsmöglichkeiten (85 Prozent) und die Hausarztversorgung (81 Prozent). Problematischer sehen die Teilnehmer der Forsa-Umfrage die Versorgung mit Fachärzten und Pflegediensten. Hier drückte jeweils nur rund die Hälfte der Bürger ihre Zufriedenheit aus.
Alternativen Versorgungsformen stehen die Befragten aus Schleswig-Holstein offen gegenüber. Die Idee einer mobilen Arztpraxis finden 43 Prozent der Umfrageteilnehmer „sehr gut“, 39 Prozent finden dies „gut“. Jedoch falle die Akzeptanz im ländlichen Raum geringer aus als in den Großstädten, hieß es von Forsa. 55 Prozent der Bürger könnten sich zudem vorstellen, sich mit Fragen zu ihrer Gesundheit in einer Videosprechstunde an den Arzt zu wenden.
Hierbei zeigten sich jedoch große Unterschiede bei den jeweiligen Anlässen. Zur Befundbesprechungen würden 80 Prozent der Befragten per Videochat mit ihrem Arzt sprechen, im Notfall und im Erstkontakt sind es nur 44 Prozent beziehungsweise 29 Prozent. Bei der Entscheidung für einen bestimmten Arzt oder ein Krankenhaus steht für über 95 Prozent der Befragten die nachweislich gute Qualität im Vordergrund. Knapp 90 Prozent wünschen sich eine entsprechende Spezialisierung, rund 85 Prozent ist eine gute Erreichbarkeit mit dem Bus, Auto oder der Bahn wichtig. Kurze Wege zum Wohnort (circa 60 Prozent) wurden deutlich seltener als Kriterium genannt.
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