Patientensicherheit

71 Prozent mehr Tote durch Ärztefehler APOTHEKE ADHOC/dpa, 16.02.2012 11:46 Uhr

Berlin - 

In Deutschland haben Ärztefehler oder mangelhafte Medizinprodukte im Jahr 2010 1634 Patienten das Leben gekostet. Im Vorjahr hatte die Zahl der Todesfälle noch 1189 betragen, das entspricht einem Anstieg von 37 Prozent. Besonders stark wuchs die Zahl der durch Ärztefehler verursachten Todesfälle: Während 2009 noch 551 Patienten starben, kletterte die Zahl im Jahr 2010 um 71 Prozent auf 944.

Die Zahlen veröffentlichte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sie beruhen auf Auswertungen des Statistischen Bundesamtes, das eine Todesursachenstatistik anhand von Meldungen der dafür zuständigen Länder führt. Durch internationale Kodierungsvorgaben sind so gezielte Einzelauswertungen möglich.

Häufigste Todesursachen waren demnach mangelnde Desinfektion (410 Fälle), Abstoßungsreaktionen bei einer Transplantation (171), und Komplikationen bei der Implantation eines künstlichen Gerätes (121). 61 Patienten starben, weil Operationswunden schlecht vernäht wurden, 53 weitere bei fehlerhaften Bypassoperationen oder Transplantationen. Außerdem kamen 47 Menschen durch versehentliche oder unbeabsichtigte Schnitte bei Operationen ums Leben, 33 bei Endoskopie-Fehlern und 32 bei Amputationen.

Die Zahlen der Bundesregierung liegen deutlich unter den Schätzungen von Patientenorganisationen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit geht von jährlich 17.000 Todesfällen durch ärztliche Behandlungsfehler aus.

Im Januar hatte die Bundesregierung einen Entwurf für ein neues Patientenrechtegesetz vorgestellt, bei dem Patienten im Fall von Behandlungsfehlern mehr Rechte erhalten. Laut dieses Entwurfs sollen die Krankenkassen ihre Mitgliedern beim Durchsetzen von Schadenersatzansprüchen unterstützen, wenn ein Verdacht auf medizinische Behandlungsfehler besteht. Das Kabinett soll im Mai über den Entwurf entscheiden.