Apotheker schließt und geht zur Konkurrenz

60-Stunden-Woche: 65-jähriger Inhaber macht Schluss

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Berlin -

Die Arbeit in einer Landapotheke ist fordernd – besonders wenn die Inhaberin oder der Inhaber als einzige:r Approbierte:r die Stellung hält. In Lensahn in Schleswig-Holstein hat Joachim Hägemann jetzt genug davon. Er schließt seine Katharinen Apotheke. Doch ganz aufhören kann der 65 Jahre alte Inhaber nicht.

Seit mehr als einem Jahr sucht Hägemann nach einem Nachfolger – erfolglos. Es sei so gut wie unmöglich, Approbierte geschweige denn Selbstständige für die Region zu begeistern. Als im vergangenen Juni zwei seiner angestellten Apotheker:innen mit 63 und 64 Jahren in Ruhestand gingen, musste er sich entscheiden. Zunächst versuchte er noch mit dem Angebot einer Vier-Tage-Woche und einem Lohn, der 15 Prozent über Tarif liegt, Ersatz zu finden. „Aber das ist nicht zu schaffen.“

48 Stunden in der Apotheke „eingesperrt“

Letztlich hatte er keine Lust mehr auf 60-Stunden-Wochen und alle zehn Tage Notdienst. „Das will man mit 65 nicht mehr. Ich mache seit anderthalb Jahren jeden Notdienst selber. Da ist man 48 Stunden in der Apotheke eingesperrt. So möchte man nicht leben.“ An Hobbys, Familie oder Urlaub sei nicht zu denken gewesen. Auch wenn er an seinem Betrieb, den er seit 26 Jahren führt, hänge, habe die finale Entscheidung „etwas Befreiendes“.

Inhaber wechselt zur Mitbewerberin

Auch sein Steuerberater riet ihm, Schluss zu machen. „Die vergangenen zwei Jahre habe ich laut ihm nur noch Geld gewechselt. Ware rein und Ware raus. Ich könnte leichter Geld als Angestellter verdienen.“ Und so kam es. Hägemann heuert halbtags in der Wagrien-Apotheke im Ort an. Die Kollegin sei froh über die Unterstützung, auch seine Angestellten könnten dort unterkommen. Ganz aufhören kann der Apotheker nicht. „Die Arbeit macht noch Spaß. Hier auf dem Land ist man Bindeglied zwischen Arzt und Patient, wir sind halbe Seelsorger.“

Mit der Schließung der Katharinen Apotheke komme Lensahn was die Arzneimittelversorgung angeht auch wieder ins Gleichgewicht. „Wir waren mit drei Apotheken etwas überversorgt.“

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