500 Meter Umweg zur Lieblingsapotheke APOTHEKE ADHOC, 09.04.2019 11:50 Uhr
Unermüdlich kämpfen Bewohner eines Seniorenheims im baden-württembergischen Bammental um einen Zebrastreifen. Dieser soll den Weg zur Lieblingsapotheke kürzer und sicherer machen. Die Gesetzeslage spricht allerdings dagegen.
Die Überquerung der Reilsheimer Straße gilt unter den Senioren des Anna-Scherer Hauses als gefürchtet. Wer mit einem Rollator oder im Rollstuhl unterwegs ist, muss genau abwägen und schnell sein. Seit zehn Jahren läuft mittlerweile ein Kampf für mehr Sicherheit. Die Senioren sind engagiert, haben Briefe an die Verwaltung geschrieben und Antwort erhalten. Laut Rhein-Neckar-Zeitung hat Rathauschef Holger Karl einer Bewohnerin des Heims bestätigt, dass „Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister Ihr Anliegen teilen“.
Die Zahlen sprechen allerdings gegen einen Zebrastreifen, zuständig ist das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises. Die gesetzlichen Grundlagen sind klar definiert: Ein Zebrastreifen wird nur dann gemalt, wenn innerhalb einer Stunde mindestens 50 Fußgänger die Reilsheimer Straße überqueren und im selben Zeitraum mindestens 200 Fahrzeuge die Straße befahren. Eine Zählung hat ergeben, dass es durchschnittlich nur 39 Überquerungen gibt, allerdings 653 Fahrzeuge.
Leider hilft das den Senioren nichts. Wer sicher in der Apotheke in der Brunnenwiese ankommen möchte, muss einen rund 500 Meter langen Umweg in Kauf nehmen. In rund 250 Metern Entfernung befindet sich nämlich ein sicherer Zebrastreifen.
Gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung äußerte sich Bammentals Bürgermeister Holger Karl (CDU): „Wir können das Anliegen der Senioren verstehen. Aber man muss akzeptieren, dass derjenige, der den Hut aufhat, auch entscheidet.“
Der Leiter des Anna-Scherer-Hauses, Michael Nicolaus, freut sich über das Engagement der Bewohner. „Ich unterstütze das Anliegen der Bewohner“, sagt er, „das Begehren wird leider seit zehn Jahren konsequent abgebügelt.“ Er plädiert dafür, den Umweg in Kauf zu nehmen, wenn man sicher über die Straße gelangen möchte. Nur eine Frage bleibt offen: Warum lassen die Senioren sich die Medikamente nicht liefern? „Wir haben eine betreute Wohnanlage und ein Pflegeheim und werden täglich von unserer Apotheke beliefert. Diesen Service könnten auch die Bewohner in Anspruch nehmen.“ Allerdings macht das niemand.