45-Jährige erschleicht sich Opioid-Rezepte APOTHEKE ADHOC, 30.10.2018 16:29 Uhr
In Berlin wurde eine 45-jährige Frau verurteilt, weil sie sich ein Dreivierteljahr lang unerlaubt Betäubungsmittel erschlichen hat. Bei mehreren Ärzten in Berlin hatte sie falsche Angaben gemacht, um Rezepte für Oxycodon zu erhalten. Experten warnen davor, dass auch hierzulande die Opioid-Abhängigkeit auf dem Vormarsch ist.
16.955,03 Euro hat der Schaden für die AOK Berlin laut Gerichtsurteil betragen. Zwischen Juli 2015 und April 2016 hatte sich die Frau unrechtmäßige Mehrfachverschreibungen erschlichen. Zwar hatte ihre Hausärztin ihr in dem Zeitraum bereits die notwendige Dosis Oxygesic (Mundipharma) verschrieben, doch sie begab sich trotzdem bei sechs weiteren Ärzten in Behandlung. Dort verschwieg sie die bestehenden Verschreibungen und erschlich sich so neue Rezepte.
Diese löste sie dann in sieben verschiedenen Apotheken in den Berliner Stadtteilen Wedding, Gesundbrunnen, Mitte, Prenzlauer Berg und Märkisches Viertel ein, am häufigsten in einer Offizin auf dem Senftenberger Ring. Allein dort ging sie 15 mal hin. Zusätzlich zu den 120.000 Milligramm, die sie während des besagten Zeitraums bereits legal verschrieben bekommen hatte, erschlich sie sich so laut Anklageschrift weitere 247.000 Milligramm Oxycodon. Die Schmerzmittel hat sie nicht verkauft, sondern selbst verwendet.
Dafür wurde sie vom Amtsgericht Tiergarten wegen des unerlaubten Erwerbs von Betäubungsmitteln in Tateinheit mit Betrug in 42 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt. Eine Schuldminderung, wie bei Suchtdelikten üblich, wurde ihr jedoch nicht zuerkannt. Für den entstandenen Schaden wurde eine Einziehung angeordnet. Das heißt, sie muss die fast 17.000 Euro an die AOK Berlin zurückzahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Oxycodon ist ein stark wirkendes Opioid. Es wird bei starken bis sehr starken Schmerzen als Analgetikum angewendet und hat ein sehr hohes Suchtpotential. Dabei führt die Toleranzentwicklung dazu, dass die Wirkung einer bestimmten Dosis des Opioids durch Gewöhnung immer geringer wird und eine gleichbleibende Wirkung nur durch Steigerung der Dosis erreicht werden kann.
Während stark wirkende Opioide wie Heroin und Morphin nach wie vor die häufigste Ursache unter den zuletzt 1272 jährlichen Drogentoten in Deutschland sind, wird auch die Schmerzmittelabhängigkeit hierzulande als zunehmende Gefahr wahrgenommen. Im Frühjahr warnte der Anästhesist Professor Dr. Christoph Stein von der Berliner Charité bei einem Symposium zum Thema Arzneimittelmissbrauch der Bundesapothekerkammer (BAK) davor, dass auch Deutschland eine Opioid-Krise wie in den USA drohen könnte.
Der Gesamtverbrauch an Opioiden hierzulande nähere sich mittlerweile dem in den Vereinigten Staaten an, so Stein. Dort ist die weitverbreitete Schmerzmittelsucht und die oft daraus resultierende Drogenabhängigkeit mittlerweile zum größten Problem der öffentlichen Gesundheit mit zehntausenden Toten im Jahr geworden.