Epidemiologie

30 Millionen Europäer depressiv dpa, 05.09.2011 17:42 Uhr

Berlin - 

Mehr als jeder dritte EU-Bürger leidet mindestens einmal im Jahr an einer psychischen oder neurologischen Störung. Besonders häufig treten Angsterkrankungen, Depressionen und Schlaflosigkeit auf, ergab die bislang größte Studie zum Thema. Die Wissenschaftler um Studienleiter Professor Dr. Hans-Ulrich Wittichen von der TU Dresden schätzen, dass in der EU und der Schweiz, Norwegen und Island insgesamt 164,8 Millionen Menschen betroffen sind.

Der umfassende Meta-Analyse zufolge leiden allein 61,5 Millionen Menschen an Angststörungen und rund 30,3 Millionen unter Depressionen. Nicht ganz so häufig sind Krankheiten wie Alkoholsucht (14,6 Millionen Betroffene) oder Essstörungen (1,5 Millionen).

„Es gab lange die Annahme, dass psychische und neurologische Störungen nur das Schicksal einzelner Personen sind. Das ist vollkommen abwegig“, sagte Wittchen. „Warum sollte das Gehirn im Gegensatz zum Rest des Körpers gesünder sein, obwohl es um ein Vielfaches komplexer ist als andere Organe?“ Niemand wundere sich, wenn er einmal im Jahr zum Arzt gehen müsse, weil er eine Erkältung oder etwas am Magen habe.

Nach Einschätzung der Autoren sind psychische Störungen in Europa zur größten gesundheitspolitischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts geworden. Bei der Versorgung der Patienten gebe es dramatische Missstände.