Darminfektion

22 EHEC-Tote in Deutschland dpa, 07.06.2011 08:08 Uhr

Berlin - 

Der aggressive Darmkeim EHEC hat mittlerweile 22 Menschen in Deutschland getötet. Das teilte das zuständige Robert Koch-Institut (RKI) am Montagabend mit. Demnach starben 15 Patienten infolge des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS). Bei sieben weiteren gestorbenen EHEC-Infizierten wurde diese schwere Komplikation den Angaben nach nicht festgestellt.

Die meisten Toten gibt es den RKI-Zahlen zufolge in Niedersachsen. Dort starben sechs Menschen. Fünf kamen in Schleswig-Holstein ums Leben, vier weitere in Nordrhein-Westfalen.

Die Suche nach dem EHEC-Erreger weiter. Der Verdacht, dass Sprossengemüse eines niedersächsischen Biohofes die Quelle für die Ausbreitung des lebensgefährlichen Darmbakteriums ist, hat sich zunächst nicht bestätigt. Erste Laboruntersuchungen von Sprossen des betroffenen Hofes fielen am Montag negativ aus.

Wie das Verbraucherministerium Niedersachsen am Montag schriftlich mitteilte, stellten sich 23 von insgesamt 40 in dem inzwischen geschlossenen Betrieb genommenen Sprossenproben als EHEC-frei heraus. Bei 17 Proben laufen weitere Untersuchungen. Sie waren unter anderem aus dem Wasser und aus der Lüftungsanlage genommen worden. Die Ermittlungen seien schwierig, weil die Geschehnisse zwei bis vier Wochen zurückliegen, sagte ein Ministeriumssprecher. Möglicherweise sei der Keim gar nicht mehr nachzuweisen.


Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hält im Kampf gegen die EHEC-Infektionswelle die Warnung vor dem Verzehr von Sprossen trotz fehlender Nachweise weiterhin für angebracht. Sie halte es für richtig, an dem Verzehrhinweis festzuhalten, „solange der Verdacht nicht vollständig ausgeräumt ist“, sagte Aigner.

Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hielten weiter an der Warnung vor rohen Gurken, Tomaten und Salat insbesondere in Norddeutschland fest.

Derzeit sind bundesweit mehr als 2700 EHEC-Fälle und -Verdachtsfälle registriert sowie mehr als 650 HUS-Fälle und Verdachtsfälle. In Niedersachsen wurden am Montag 503 EHEC-Fälle und -Verdachtsfälle gezählt, 45 mehr als am Samstag. „Der Scheitelpunkt ist leider noch nicht erreicht“, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums. Die ebenfalls schwer betroffenen Länder Hamburg und Schleswig-Holstein meldeten eine leichte Entspannung, weil die Zahl der EHEC-Erkrankungen nun zumindest langsamer als noch in der vergangenen Woche steige.

Außerhalb Deutschlands gibt es in Europa bisher rund 100 nachgewiesene EHEC- und HUS-Fälle in elf Ländern - in allen Fällen bis auf einen gibt es nach Informationen des Europabüros der Weltgesundheitsorganisation Verbindungen nach Deutschland.