Arzneimittelskandal

200 Contergan-Opfer demonstrieren dpa/APOTHEKE ADHOC, 28.11.2011 11:16 Uhr

Berlin - 

Etwa 200 Contergan-Opfer haben am Samstag in Berlin für eine höhere Entschädigung demonstriert. Zum 50. Jahrestag der Marktrücknahme durch den Hersteller Grünenthal forderten die Betroffenen einen gerechten Schadensersatz und eine öffentliche Entschuldigung der Verantwortlichen. Das Schlafmittel Contergan (Thalidomid) führte in den 50er und frühen 60er Jahren dazu, dass tausende Frauen missgebildete Kinder zur Welt brachten.

Anerkannte Opfer erhalten finanzielle Leistungen aus der Conterganstiftung, in die Grünenthal und der Bund einzahlen. Diese monatlichen Ausgleichszahlungen lägen zwischen 300 und 1100 Euro, sagte der Vorsitzende des Hilfswerks für Contergan-Geschädigte Hamburg, Gernot Stracke, im „Deutschlandradio Kultur“. Trotzdem sei ein Großteil der Betroffenen abhängig von Sozialhilfen, viele hätten den Einstieg ins Berufsleben nicht gefunden, kritisieren Contergan-Landesverbände.

Weiterhin gebe es keinen Ausgleich für Rentenlücken, wenn Contergan-Geschädigte früher aus dem Berufsleben aussteigen müssten, so die Verbände. Auch die Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln gestalte sich schwierig, denn diese Mittel würden nicht nach dem Grundsatz des optimalen Ausgleichs bezahlt, wie ihn das Entschädigungsrecht vorsieht, sondern nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit des Sozialrechts.

Auch für immaterielle Schäden müsse Grünenthal Schmerzensgeld zahlen, forderte Stracke im Deutschlandradio: „Wie wollen Sie wiedergutmachen, wenn jemand nicht in der Lage ist, Kinder zu kriegen? Wenn er nicht die freie Berufswahl hatte wie andere?“ Derzeit leben seinen Angaben zufolge etwa 2400 Contergan-Opfer in Deutschland.