Irrer Aufwand bei Formfehlern

20 km zur Arztpraxis: „Das fahren wir selbst“

, Uhr
Berlin -

Um die belastende, unerträgliche Bürokratie, die mittlerweile bei etlichen Vorgängen in der Apotheke anfällt, auch mal praktisch zeigen zu können, lud Inhaberin Beate Egelkraut zwei CDU-Landtagsabgeordnete in die Gutenberg Apotheke in Oranienbaum-Wörlitz ein. Denn nicht nur das Managen der Lieferengpässe kostet Zeit und Nerven: „Besonders unseren Aufwand rund um die Lieferengpässe müssen wir besser vergütet bekommen“, so die Forderung der Apothekerin.

Erst nach der eigentlichen Arzneimittelabgabe falle der Aufwand für die Apothekenmitarbeiter:innen an: „Es wird von keinem gesehen, der nicht in der Apotheke arbeitet. Mittlerweile ist fast jedes 2. Rezept von einem Lieferengpass betroffen“, so Egelkraut in einem Gespräch mit ihren regionalen CDU-Landtagsabgeordneten. Zum Gespräch eingeladen waren Dr. Anja Schneider und Karin Tschernich-Weiske sowie Bürgermeister Maik Strömer.

„Wir fahren selbst“

In der ländlich geprägten Region Sachsen-Anhalts können die Wege zur Arztpraxis bis zu 20 Kilometer oder mehr betragen: „Da schicken wir keinen Patienten wieder zurück, um ein neues oder geändertes Rezept zu bekommen. Das fahren wir selbst“, so Egelkraut. Aber es seien unnötige Wege und Kosten, die keiner bezahle, so die Inhaberin. „In der Pandemiezeit durften wir unbürokratisch Arzneimittel austauschen, wenn diese nicht verfügbar waren. Und das hat die Krankenkassen auch nicht zusätzlich finanziell belastet. Heute soll das nicht mehr möglich sein. Das ist ein Irrsinn“, beschreibt sie die Situation.

Die örtlichen Sorgen

„Wir brauchen wieder einen sicheren Handlungsspielraum für die schnelle Versorgung unser Patientinnen und Patienten“, fordert die Apothekerin. „Bei über 400 Lieferengpässen müssen wir unbürokratisch nach Alternativen suchen können. Vor allem darf uns bei kleinen Formfehlern, die häufig nicht einmal von uns in der Apotheke gemacht werden, nicht die Retax drohen, obwohl wir unsere Patienten mit den richtigen Arzneimitteln versorgt haben“, so Egelkraut.

Daher fordert sie schnelle Lösungen der Politik. Ihre drei Besuchenden waren überrascht vom bestehenden Regel-Irrsinn. Ein Ziel hat Egelkraut mit ihrem Politikgespräch zumindest schon erreicht: „Aus der Region wird die schlimme Versorgungssituation mit Arzneimitteln nach Berlin getragen. Nun ist meine Hoffnung, dass dort die örtlichen Sorgen verstanden werden.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte