Schneise der Verwüstung

19-Jähriger bricht zum 5. Mal in Apotheke ein

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Berlin -

Gegen 4.30 Uhr am Montagmorgen verschaffte sich ein 19-Jähriger Zugang zur Scharfenberg-Apotheke am Kloster in einem Vorort von Göttingen. Dabei ist die Apotheke eigentlich vorbereitet: Es ist bereits der fünfte Einbruchsversuch des medikamentenabhängigen Täters innerhalb eines Jahres. Der Polizei sind die Hände gebunden.

„Es ist immer der gleiche Täter, er wohnt in der Nähe der Apotheke“, weiß Inhaberin Pat Everding. Sie betreibt die Apotheke seit 2021. Im September vergangenen Jahres startete der 19-jährige Täter seinen ersten Einbruchsversuch; hierbei gelang es ihm nicht, in die Apotheke zu gelangen. Die Polizei stellte den Eindringling.

Darauf folgten in der Woche vor Silvester 2023 an drei aufeinanderfolgenden Abenden weitere Versuche der medikamentenabhängigen Person, sich Zugang zur Apotheke zu verschaffen. Während Everding nach Versuch 1 lediglich Einbruchsspuren an ihrer Apotheke feststellen konnte, wurde der Täter am darauffolgenden Abend sogar von der Polizei geschnappt.

Doch dabei beließ es der 19-Jährige nicht. „Am Freitag vor Silvester, bei seinem dritten Versuch in der besagten Woche ist er dann auch reingekommen, indem er die Automatiktür durchbrochen hat“, berichtet die Inhaberin. Daraufhin verleibte er sich Arzneimittel wie Tavor, Zolpidem und Diazepam ein.

2000 Euro Schaden: Um an die Medikamente zu kommen, zerschlug der Täter auch die Tür des Automaten.Foto: Pat Everding

Schneise der Verwüstung

Ein halbes Jahr hatte die Apotheke Ruhe vor ihrem Einbrecher; Zeit, in der Everding kräftig in Sachen Sicherheit nachgerüstet hat. Kameras, Schlösser, Bewegungsmelder, Sensoren: „Gut und gerne 10.000 Euro habe ich investiert, und er ist trotzdem reingekommen“, ärgert sich die Apothekerin. Denn: Nachdem es der Eindringling anfänglich erneut über die Automatiktür versuchen wollte und scheiterte, erkor er als neues Ziel das Kellerfenster der Apotheke aus. „Er hat es tatsächlich geschafft, im Kellerfenster Glasbausteine mit einem gusseisernen Gullydeckel zu zertrümmern. Gerade die sind schwer zu sichern“, weiß die Inhaberin. Denn: Alle anderen Fenster hat sie mit Erschütterungssensoren ausstatten können.

Daraufhin drang der Täter durch die eingeschlagene Scheibe in den Kellerraum ein. Hier zertrat er die Kellertür, um sich Zugang zum Backofficebereich zu verschaffen. „Er hat dann die Automatenglastür eingeschlagen und sich an den Medikamenten bedient.“

14 Stunden Aufräumarbeiten

Die Polizei fand neben dem Täter mehrere geöffnete Medikamentenpackungen am Tatort vor; er wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Für das Apothekenteam begannen ab 5 Uhr morgens die Bestandsaufnahme und Aufräumarbeiten. „Wir haben 14 Stunden gebraucht, um die Apotheke aufzuräumen und zu sichern.“

Der Schaden durch die geplünderten Arzneimittel ist im Vergleich zur Verwüstung in der Apotheke zu vernachlässigen, weiß Everding. Gerade die Folgekosten ärgern sie: „Das Austauschen der Automatenglastür wird rund 2000 Euro kosten, bei der Kellertür und den Kellerfenstern, die ausgestemmt und überwacht werden müssen, kann ich es noch gar nicht sagen. Dadurch, dass es bereits der fünfte Einbruch ist, haben wir schon viele andere Dinge reparieren müssen“, beklagt sie.

Der Polizei sind die Hände gebunden

Das ärgerliche an der Situation ist für die Inhaberin vorallem, dass bezüglich des Täters nicht viel getan werden kann. Die Kommunikation mit der Polizei sei zwar sehr gut; mehr als die Einbrüche aufzunehmen und sie an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten kann sie für die Apothekerin nicht tun. „Leider ist es so, dass solche Fälle wirklich lange brauchen, bis tatsächlich Konsequenzen für den Täter folgen. Er wird ja auch noch nach dem Jugendstrafrecht behandelt“, weiß Everding.

Der 19-Jährige ist, nicht nur durch die Apothekeneinbrüche, zwar polizeibekannt. „Man selber steht halt da und denkt sich: ‚Wie kann es sein, dass in Deutschland jemand innerhalb eines Jahres mehrere Einbrüche begehen kann, ohne bis jetzt Konsequenzen zu verspüren?‘ Bezahlt man einmal seine Steuern nicht rechtzeitig, steht man schneller mit einem Bein im Gefängnis als alles Andere.“

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