13.500 Euro für ein Stück Natur Torsten Bless, 06.01.2018 15:10 Uhr
Das letzte Weihnachtsgeschäft wurde für die Apotheker erneut zu einer kleinen Materialschlacht. Unzählige große und kleine Kundengeschenke wollten bestellt, finanziert und gelagert werden. Die Kollegen in Regensburg brachen aus dieser Tradition aus und engagierten sich stattdessen für ihre Stadt. Über diese und weitere Aktionen berichten wir auch in diesem Jahr.
Spenden statt Duschgel: Auch zum vergangenen Weihnachtsfest versorgten die Apotheker der Republik ihre Kunden mit kleinen Geschenken. Nicht so die Regenburger: Sie spendeten in diesem Jahr bereits zum dritten Mal das Geld, das sie ansonsten für die Bestellung der Duschgels, Kalender, Engel oder Kerzen ausgegeben hätten, einem guten Zweck. „Wir wollen damit zeigen, dass die Apotheken vor Ort soziale Kompetenz haben und gesellschaftliche Verantwortung zeigen“, sagt dazu Josef Kammermeier von der Stadtpark-Apotheke. Er amtiert zugleich als Sprecher der Regensburger Apotheken und Vizevorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands (BAV).
In jedem Jahr wurde eine andere bedürftige Institution bedacht. „Bei der Auswahl arbeiten wir eng mit dem Sozialen Dienst von Regenburg zusammen, der uns sagt, wo Not am Mann ist. In all diesen Einrichtungen gibt es Dinge, die nicht so ohne weiteres finanziert werden können.“ Im ersten Jahr 2015 wurde die Flüchtlingsarbeit unterstützt, im Jahr 2016 bekam das Kinderzentrum St. Vincent ein Trampolin, auf dem sich der Nachwuchs aus Krisenfamilien austoben kann.
Für das Jahr 2017 wurde das Johannes-Hospiz auserkoren. Die 25 beteiligten Apotheker stifteten insgesamt 13.500 Euro für die Erweiterung des Gartens. „Die Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens wollen sich an Blumen erfreuen, so wurde uns berichtet“, berichtet Kammermeier. „Meist sind sie an ihre Zimmer gebunden, aber ein großer Garten kann ihnen helfen, mit der Natur in Verbindung zu kommen.“ Die positiven Reaktionen bestärken die Regensburger Apotheker, auch viele Kunden spendeten zusätzlich: „Das zeigt uns, dass es richtig ist, auch mal die eingeschlagenen Pfade zu verlassen, ich freue mich über den Rückhalt aus der Stadt.“
Sackerlmünzen für Kinderhospiz: Im österreichischen Südburgenland steht das Kinderhospiz Sterntaler. Peter Kai und Regina Heimhilcher haben hier 1998 in einem ehemaligen Bauernhof einen Ort der Ruhe geschaffen. Hier kann ein schwer- oder sterbenskrankes Kind gemeinsam mit seiner gesamten Familie zur Ruhe kommen und Kraft für die Rückkehr in den Alltag tanken. Mittlerweile ist das Hospiz auf ein größeres Gelände gezogen und kann einen Ganzjahresbetrieb gewährleisten. Dabei ist der Trägerverein auf Spenden angewiesen.
Die Wiener Apotheke Donauzentrum greift den Aktiven unter die Arme. „Seit dem Jahreswechsel ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass wir unsere Sackerl aus Plastik oder Papier nicht mehr unentgeltlich abgeben dürfen“, sagt die Inhaberin Mag. Brigitte Bittmann. „Doch schon vorher haben wir einen Betrag von 10 Cent erhoben, um ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass wir die Umwelt ruinieren, wenn wir weitermachen wie bisher.“
Doch das Geld einfach einzusacken, kam für das Team nicht infrage. Vom 22. August bis 31. Dezember wurden die beim Verkauf der Tüten eingenommenen Münzen in einem Glasgefäß für den guten Zweck gesammelt. Auch 1- oder 2-Euro-Münzen spendeten die Kunden. Bis zum 13. Januar darf noch in der Apotheke selbst oder auf Facebook geschätzt werden, wie viel Euro insgesamt für das Kinderhospiz zusammengekommen sind. „Zu gewinnen gibt es nichts, aber unseren Kunden macht das Raten großen Spaß“, so Bittmann.
Apothekenantikes für Indien: Vor Kurzem mistete Annette Fuchs den Keller ihrer Fuchs-Apotheke im münsterländischen Lengerich mal so richtig aus. Viele alte Schätze förderte sie zutage, darunter Glasgefäße, Waagen oder Pillenbretter. Doch die schon lange nicht mehr verwendeten Utensilien in den Müll zu entsorgen, brachte Fuchs nicht übers Herz. Sie beschloss, einen Flohmarkt zu initiieren, damit die vielen Dinge aus der Vergangenheit noch für „Eine Dosis Zukunft“ sorgen können.
So heißt eine bereits 2009 ins Leben gerufene Aktion der Apotheken in Westfalen und Lippe in Kooperation mit der Kindernothilfe und den German Doctors. Die Partner wollen dafür sorgen, dass jährlich 16.000 Kinder und Jugendliche in den Slums des indischen Kalkutta mit den nötigen Impfungen gegen Masern, Mumps Röteln, Polio oder Tetanus versorgt werden. Die Arbeit tut not, denn laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben allein in Indien 13.312 Kinder an Tetanus und rund 100.000 Kinder an Masern. Dabei kostet eine Kombiimpfung nur zwei Euro.
Um die Aktion zu unterstützen, hat Fuchs ihre Kostbarkeiten zum Verkauf im Schaufenster drapiert. Auf Wunsch gibt sie gerne Tipps zur späteren Verwendung. Die Waagen erfüllen noch alle samt und sonders ihren Zweck. „Die Gläser sind dekorativ, machen sich auf einer Anrichte oder in der Küche gut und können auch noch als Behälter genutzt werden“, sagt die Apothekerin. Die Pillenbretter seien schöne Dekorationen. Noch etwa sechs Wochen läuft der Verkauf. „Seit vor ein paar Tagen ein Bericht in den Westfälischen Nachrichten erschien, rennen die Kunden uns die Bude ein“, freut sich Fuchs.