Dengue-Fieber, Hantavirus und sogar Tularämie – es kennt sie alle: Seit 125 Jahren erforscht das Robert Koch-Institut (RKI) aus Berlin Infektionskrankheiten und beobachtet das Auftreten von Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung. Es ist eines der ältesten Einrichtungen Deutschlands. Vom ersten Leiter des Instituts – Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch – bis hin zur Unterstützung von RKI-Mitarbeitern gegen den Ebola-Ausbruch in Westafrika zeichnet sich ein beeindruckendes historisches Bild.
Der Bergmannssohn Robert Koch wollte eigentlich Lehrer werden und entschied sich doch für das Medizinstudium. Geboren wurde er 1843 als eines von 13 Kindern. Schon als kleiner Junge entwickelte sich sein Interesse an Insekten und Mineralien. 1866 machte Koch Famulatur an einem Hamburger Krankenhaus und arbeitete mehrere Jahre als Arzt in Potsdam und Posen. Er wurde 1880 als Regierungsrat an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin berufen.
Im Alter von 33 Jahren begann Koch mit Experimenten und mikroskopischen Aufzeichnungen. Er baute die bakteriologische Methodik aus, hielt Vorträge vor internationalem Publikum und ging auf Expeditionsreisen nach Indien und Ägypten. In den britischen Kolonien wütete die Cholera, dessen Erreger Koch mikroskopisch nachweisen konnte.
Das 19. Jahrhundert war nicht nur das Zeitalter der Industrialisierung, des technischen Fortschritts und der Staatenbildung – es war auch das Zeitalter der Krankheiten. Durch neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Hygienemaßnahmen konnten zahlreiche Erreger vieler schwer zu behandelnder Krankheiten entdeckt werden – darunter Milzbrand, Lepra, Pest, Syphilis, Tuberkulose, Diphterie und Gonorrhö.
Professor Koch und sein Team vom Hygiene-Institut der Universität zu Berlin forschten auf den Gebieten der Tuberkulose und der Cholera. Sie wollten Infektionskrankheiten verhüten und Epidemien beispielsweise durch Impfung und Trinkwasserverbesserung eindämmen. Die Wissenschaftler entdeckten 1882 den Erreger von Tuberkolose. Mit dem erfundenen Mittel „Tuberkulin“ konnten sie außerdem eine Infektion detailliert nachweisen, aber nicht heilen.
Die Forschungserfolge indes führten zu Veränderungen: Nach dem 10. Internationalen Medizinischen Kongress 1890 erwog Preußen die Errichtung eines „Instituts für Infektionskrankheiten“. Ein Jahr später eröffnete das „Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten“ am 1. Juli 1891, direkt neben dem größten Krankenhaus in Berlin – der Charité.
Wenige Jahre darauf erfolgte der Bau des heutigen Standorts in nordwestlichen Stadtrand. Koch selbst begann mit der Erforschung von Tropenkrankheiten und bereiste für zehn Jahre Länder in Asien und Afrika. Er leitete sein Institut aus der Ferne bis 1904. Ein Jahr darauf erhielt der Gelehrte den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“. Neben seinem französischen Kollegen Louis Pasteur gilt Koch heute als Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie.
Das Institut wandelte sich mit der Zeit: Zum 30. Jahrestag der Entdeckung des Tuberkel-Bazillus fügte man den Zusatz „Robert Koch“ an. Nach der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Kaisers entfiel das „Königliche“ im Namen – es wurde in „Preußisches Institut für Infektionskrankheiten Robert Koch“ umbenannt. Wie viele zuvor eigenständige Institute, Verbände und Vereine wurde es vier Jahre nach der Machtergreifung Adolf Hitlers als eine Abteilung in das Reichsgesundheitsamts eingegliedert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Institut von den Alliierten dem Zuständigkeitsbereich Berlins zugeordnet und hatte zunächst den Auftrag der Seuchenbekämpfung erhalten. Seit 1952 gehörte das RKI bis zu dessen Auflösung 1994 zum Bundesgesundheitsamt. Seitdem ist es ein eigenständiges Bundesinstitut, das dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt ist. Derzeit beschäftigt sich das RKI intensiv mit der Erforschung des Zika-Virus.
Sein 125-jähriges Bestehen feiert das RKI mit mehreren Veranstaltungen. Es wird eine zweitägige wissenschaftliche Tagung (30.6. – 01.07.) zum Thema Public Health geben. Im Lesesaal der hauseigenen Bibliothek werden im Rahmen der Veranstaltung „Salon der Institutsgeschichte“ ganzjährig verschiedene Exponate ausgestellt und Vorträge gehalten. Unter dem Motto „Forschen wie die Großen“ öffnet das RKI am 3. Juli seine Türen für Kinder. Dort werde auch das neue Gebäude mit Hochsicherheitslabor erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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