So einen Notdienst wie am ersten Adventssonntag hatte Apothekerin Jessica Weber in 25 Jahren noch nicht. Die Inhaberin der Martinus Apotheke in Dormagen in Nordrhein-Westfalen berichtet über ein unglaublich hohes Patientenaufkommen am 1. Advent.
Die Erfahrungen vom gestrigen Sonntag seien mit keinem anderen Notdienst zu vergleichen, den sie jemals gemacht habe, fasst Weber den Notdienst vom 1. Advent zusammen: „In 25 Jahren Notdiensttätigkeit habe ich so etwas noch nicht erlebt.“ Schon in den ersten vier Stunden seien über 60 Kund:innen in der Apotheke gewesen.
In der Adventszeit sieht sie den Ansturm aber nicht begründet, im letzten Jahr sei selbst der Notdienst am 1. Weihnachtstag nicht so herausfordernd gewesen. Viele Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) sowie Magen-Darm-Erkrankungen seien aktuell gerade bei den Kindern im Umlauf. Die Eltern hätten von einem völlig überfüllten Kindernotdienst erzählt, viele hätten mehrere Stunden Wartezeit hinter sich.
Die Lieferengpässe betreffen auch wichtige Arzneimittel für Kinder, darunter Fiebersäfte und Antibiotika. Deshalb habe sich Weber mit den anderen notdiensthabenden Apotheken in ihrer Nähe ausgetauscht, um möglichst viele Patient:innen versorgen zu können. „In der Nähe heißt aber, dass da schon mal 20 bis 30 Kilometer zwischen den Apotheken liegen können“, erzählt sie.
Die Inhaberin berichtet über ein momentan generell erhöhtes Patientenaufkommen, auch zu den normalen Öffnungszeiten. Der Ausblick für den Dezember und auch den nächsten Notdienst Mitte des Monats sind eher düster: „Die Lieferengpässe werden sich wohl nicht einfach in Luft auflösen. Die Lage spitzt sich eher zu und immer mehr Kinder werden krank“, so ihre Prognose.
Die zunehmende Berichterstattung befürwortet sie, weil dadurch auf die Probleme aufmerksam gemacht werde. Allerdings schildert sie auch die Schattenseite, wenn der schmale Grat zwischen Berichterstattung und Panikmache überschritten wird: Angst mache sich bei vielen Patient:innen breit. Arzneimittel würden vorbestellt und gebunkert, aus Sorge, dass die Dauermedikation bald nicht mehr verfügbar sein könnte. „Es wird nur schlimmer, wenn wieder die Klopapier-Strategie verfolgt wird“, mahnt Weber.
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