Sind alle Rezeptangaben geprüft und vollständig, kann die Belieferung von Cannabisrezepten erfolgen. Häufig steht dann als nächstes die Identitätsprüfung an. Diese kann – je nach Ausstattung und Routine der Apotheke – viel Zeit in Anspruch nehmen. Für Blüten und Extrakte ist beispielsweise eine Dünnschichtchromatografie (DC) vorgesehen. Teure Referenzsubstanzen können bald durch einen Schnelltest abgelöst werden. Gerade für Apotheken, die sich auf die Cannabisversorgung spezialisiert haben, bedeutet die Einführung des Tilray Quick ID Kits eine enorme Arbeitserleichterung.
In der Apotheke muss aktuell jede Flasche Extrakt auf Identität geprüft werden. Hierfür führt die PTA eine DC durch. Der Zeitaufwand zur Identitätsprüfung ist höher als bei vielen anderen Substanzen. Die DC kann nicht für längere Zeit außer Acht gelassen werden, da die Gefahr besteht, dass sie „überläuft“. Ein weiteres Problem: Müssen mehrere Substanzen parallel geprüft werden, ist die DC-Kammer der limitierende Faktor. In den meisten Laboren existiert lediglich eine Kammer.
Nun hat Tilray einen weiteren unkomplizierten und validierten Schnelltest auf CBD und THC auf den Markt gebracht: Das Quick ID Kit dient der Prüfung auf Identität bei öligen Rezepturen. Im Testkit ist alles enthalten, was der Rezeptar benötigt, sodass jede ölige Substanz direkt getestet werden kann. Wichtig: Der Test beschränkt sich auf die Identifizierung von THC und CBD in vorgefertigten Lösungen. Für Blüten ist der Test nicht zugelassen. Das Ergebnis liegt schnell vor – innerhalb von fünf Minuten entwickelt sich die Farbe. Für den Vollspektrum-Cannabisextrakt THC25 liegt seit vergangenem November ein Schnelltest bei.
Das Testprinzip beruht auf einer Vergleichsmessung. Die verwendeten Anzeige-Reagenzien sorgen für eine Bestimmung von THC und CBD in der flüssigen Phase. Eine Farbskala zeigt das Ergebnis an. Im Set enthalten sind zwei Indikatoren, zwei Entwicklungsreagenzien, ein Verdünner und eine Pipette. Der Verdünner und der Indikator A enthalten Kaliumhydroxid. Reagenz A enthält Schwefelsäure. Alle drei Substanzen tragen das Gefahrenpiktogramm „ätzend“. Bei der Entsorgung sollte auf eine vorherige Verdünnung geachtet werden. Für die Entsorgung des Verdünners, der Entwicklungsreagenz und der Indikatoren A un B sollten die Vorschriften für die Entsorgung von nicht chlorierten, organischen Lösungen beachtet werden.
Die Durchführung erfolgt in vier Schritten. Zunächst wird die Rezeptur verdünnt. Hierfür muss die PTA 0,25 ml verwenden. Nach der Verdünnung wird mit Hilfe der Pipette jeweils 1 Milliliter der Verdünnung abgenommen und in die Indikatoren gegeben. Anschließend muss für 20 Sekunden stark geschüttelt werden. In diesem Schritt gehen die zu detektierenden Substanzen in Lösung. Danach erfolgt die Mischung mit der Entwicklungssubstanz. Hierfür wird jeweils ein Tropfen in das Reagenz getropft. Um Verwechslungen vorzubeugen hat Tilray die jeweiligen Gefäße mit einem Farbschema aus schwarz und blau versehen. Nach dem Verschließen wird erneut geschüttelt. Die verwendeten Reagenzien reagieren mit den Cannabinoiden. Die eingesetzten kolorimetrischen Lösungen zeigen je nach Substanz eine typische Färbung. Innerhalb von fünf Minuten entsteht der Farbwechsel in der Flüssigkeit. Zur Auswertung des Ergebnisses liegt eine Farbskala mit bei.
Um die Qualität der mitgelieferten Chemikalien nicht zu gefährden, sollten alle Bestandteile des Testkits bis zur Verwendung im mitgelieferten Umkarton gelagert werden. Insbesondere Lichteinstrahlung wirkt sich negativ auf den Indikator aus. Auch während der Durchführung empfiehlt es sich zügig und ohne Unterbrechungen zu arbeiten.
Die bisherige DC erforderte den Einsatz von teuren Referenzsubstanzen. Hierfür müssen 5 mg Cannabidiol RN und 5mg Delta9-Tetrahydrocannabinol RN in 10 ml Methanol R gelöst werden. Das kostengünstigere Bornylacetat R als Referenzlösung kann nur dann genommen werden, wenn der zuständige Pharmazierat die Erlaubnis erteilt. Die Untersuchungslösung muss vor dem Auftragen auf die Kieselgelplatte durch ein Membranfilter von 0,45 μm nominaler Porenweite filtriert werden. Diese Schritte entfallen bei der Durchführung eines Schnelltests. Auch das Besprühen mit Vanillin-Reagenz R und das anschließende Erhitzen der Platte für die Farbreaktion entfallen.
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