Der wohl bekannteste Wirkstoff im Cannabis ist Tetrahydrocannbinol, kurz THC. Hierbei handelt es sich um die Substanz, die den „Rausch“ bei unsachgemäßem Gebrauch auslöst. Immer bekannter wird auch ein zweiter Inhaltsstoff von Cannabis, das CBD. Cannabidiol kann bei zahlreichen Indikationen die Beschwerden lindern. Es ist im Gegensatz zu THC nicht psychoaktiv. Doch in Medizinalcannabis steckt noch mehr: Als dritte Wirkkomponente sollte den Terpenen größere Aufmerksamkeit gespendet werden.
Allgemein sind Terpene eine sehr große und stark heterogene Gruppe chemischer Verbindungen. Charakteristisch ist die große Variabilität bei den Kohlenstoffgerüsten und die wiederum geringe Anzahl an funktionellen Gruppen. Terpene sind beispielsweise der Hauptbestandteil von ätherischen Ölen. Kurz gesagt: Es gibt zahlreiche Terpene mit unterschiedlichsten Wirkungen.
Auch in Cannabispflanzen steckt eine große Zahl dieser Stoffe, die verschiedenste therapeutische Eigenschaften haben. Terpene bestimmen den Duft und Geschmack der Cannabispflanzen und auch die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Blüte oder des jeweiligen Vollspektrum-Extraktes. Manche Terpene wirken antibakteriell, andere helfen bei Ängsten oder wirken krampflösend. Bislang ist diese große Stoffgruppe noch nicht ausreichend erforscht, doch Mediziner sehen einen äußerst vielversprechenden medizinischen Nutzen in der dritten Wirkkomponente von Cannabis.
In der Hanfpflanze befinden sich die Terpene innerhalb der Trichome, hierbei handelt es sich um haarähnliche Strukturen auf den Oberflächen der Blüten. Die heterogene Klasse aromatischer Chemikalien führt zu einem synergistischen Effekt von THC und CBD. Terpene kommen nur in den Blüten und Vollspektrum-Extrakten vor. In reinen CBD-Extrakten sind die Verbindungen nicht enthalten.
Cannabis enthält in der Gesamtkonzentration unter 2 Prozent Terpene – hierzu zählen Substanzen wie Limonen, α-Pinen, α-Humulen und α-Bisabolol. Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass Vollspektrum-Extrakte wirksamer sind als reine THC- oder CBD-Öle. Somit ist ein Vollspektrum therapeutisch zu bevorzugen. Neben den Terpenen enthalten Vollspektrum-Extrakte auch Flavonoide. Diese beiden Verbindungen sollen sich nicht nur positiv auf die Wirkung, sondern auch auf die Verträglichkeit auswirken.
Diese Beobachtung wird als Entourage-Effekt bezeichnet. Dieser Effekt besagt, dass ein Pflanzenstoffgemisch eine höhere biologische Aktivität besitzt als die isolierte Reinsubstanz allein. Mehr als 600 Inhaltsstoffe der Cannabispflanze sind mittlerweile bekannt. Davon handelt es sich bei über 200 um Terpene. Die Terpene modifizieren die Wirkung der Cannabinoide, indem sie zum einen die Aufnahme von CBD und THC verbessern und zum anderen die Verfügbarkeit im Körper regulieren. Terpenen wird eine Minderung der Nebenwirkungen zugeschrieben bei gleichzeitiger Wirkverstärkung.
Je nachdem, was für ein Terpenprofil vorliegt, können unterschiedliche Effekte beim Anwender resultieren. Einige Terpene zeigen beispielsweise einen stresslindernden Effekt, andere sollen die visuelle Wahrnehmung fördern. So wirken Pinene beispielsweise antiinflammatorisch, aufmerksamkeitsfördernd und bronchodilatorisch. Andere Terpene wie beispielsweise das Mycren haben einen Einfluss auf die Blut-Hirn-Schranke und verändern die Passierfähigkeit von weiteren Stoffen. Terpene bieten auch in anderen Bereichen spannende Einsatzgebiete. So werden die Verbindungen Linalool und Limonen in Verbindung mit CBD beispielsweise als mögliche Behandlungsmöglichkeit bei Akne untersucht.
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