Pharma-Mittelstand

Zweiter Chef für Apogepha

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Berlin -

Der Dresdner Urologie-Spezialist Apogepha hat einen neuen Geschäftsführer: Der bisherige Entwicklungsleiter Dirk Pamperin sitzt seit 1. Juli neben dem Vorsitzenden Markus Bauer in der Geschäftsführung. Damit will sich das Unternehmen für seinen Wandel zum Entwicklungs-, Marketing- und Vertriebsunternehmen wappnen. Denn die letzten Monate waren hart.

„Wir können es uns nicht leisten, ständig neue Wirkstoffe zu entwickeln“, erklärte Eigentümerin Henriette Starke noch Anfang 2016 gegenüber den Dresdner Neuesten Nachrichten. Schon damals beschwerten sich Bauer, Starke und Pamperin bei der sächsischen Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) über die schwierigen Rahmenbedingungen, die die Gesundheitspolitik Spezialherstellern wie Apogepha bereitet.

Das Werk, das die Ministerin damals besuchte, liegt mittlerweile in den letzten Atemzügen: Trotz monatelanger Suche und mehreren Interessenten fand sich kein Käufer; zum 31. Dezember wird es geschlossen. 49 Mitarbeiter mussten gekündigt werden. Bei dem derzeitigen Ausschreibungsgeschäft lasse sich die Produktion am eigenen Standort nicht mehr rentabel betreiben, begründete das Traditionsunternehmen den Schritt. Den Generikamarkt habe es deshalb schon aufgegeben.

Apogepha wolle seine Kapazitäten deshalb in Zukunft auf andere Schwerpunkte verteilen. Die neuen Säulen der Unternehmensstrategie seien eine Internationalisierung des Geschäfts, ein stärkerer Fokus auf OTC-Produkte und eine weitere Spezialisierung auf die Urologie, insbesondere die Therapiefelder funktionelle Urologie, urologische Infektiologie, Uro-Onkologie. Vor allem in das Marketing, die Entwicklung und den Vertrieb solle deshalb investiert werden. Pamperin leitete bisher das internationale Geschäft und die Geschäftsentwicklung – diese Bereiche würden nun mit seiner Berufung in die Geschäftsführung gestärkt, so Apogepha. Darüber hinaus werde er den Bereich OTC und das Supply Chain Management leiten sowie für das Thema Digitalisierung verantwortlich sein.

Der promovierte Chemiker ist bereits vor 20 Jahren bei Apogepha eingestiegen, direkt nach dem Studium. Zunächst übernahm er die Qualitätskontrolle, dann das Projektmanagement und schließlich 2002 die F&E-Koordination. 2005 verließ er die Dresdner Firma, um bei einem niederländischen Generikaentwickler die internationale Forschung und Entwicklung zu leiten, kehrte jedoch 2012 zurück.

Apogepha will seinen Produktnachschub in Zukunft durch eigene Entwicklung, Einlizenzierungen und Kooperationen sicherstellen. Vergangenes Jahr erwirtschaftete Apogepha einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro, ein knappes Drittel davon im internationalen Geschäft. Zuletzt konnte das selbst entwickelte Mictonorm Uno auf dem spanischen Markt platziert werden. In insgesamt 26 Ländern sind die Sachsen dank verschiedener Kooperationen mittlerweile aktiv. Auch das vergangenes Jahr eröffnete Kölner Büro von unter der Leitung des ehemaligen Klosterfrau-Marketingleiters Guido Paetsch soll bei der zukünftigen Geschäftsentwicklung behilflich sein.

Apogepha hat eine bewegte deutsche Geschichte: Das Unternehmen wurde vom Chemiker und Apotheker Dr. Johannes Starke aus der Insolvenzmasse einer Apothekergenossenschaft aufgebaut. 1882 gegründet, ging die Firma 1933 in den Besitz der heutigen Inhaber über. Nach Kriegsende steigerte das Unternehmen seine Produktions schrittweise wieder und konnte als Privatbetrieb im Sozialismus in der neu gegründeten DDR weiter existieren. Zunehmen von der Regierung gegängelt, wurde Apogepha schließlich 1972 enteignet und verstaatlicht. Mictonorm, die wichtigste Eigenentwicklung des Familienbetriebs, wurde bereits Anfang der 80er Jahre auch im kapitalistischen Ausland lizenziert. Erst 1991 wurde das Unternehmen an die Familie zurück übertragen. Im Jahr 2000 übernahm Henriette Starke als Geschäftsführende Gesellschafterin, seit 2011 ist Bauer ebenfalls als Geschäftsführer an Bord.

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