Bonus-System

Zuzahlungs-Clubs für Versandapotheke Alexander Müller, 05.03.2010 10:36 Uhr

Berlin - 

Arzneimittelzuzahlungen dürfen nicht von Apotheken übernommen werden. Weil ausländische Versandapotheken sich davon aber nicht berührt fühlen, sucht die deutsche Konkurrenz immer mal wieder nach Schlupflöchern. Wer beispielsweise bei der EU-Versandapotheke die Zuzahlung sparen will, muss Mitglied in einem Verein werden. Die Beteiligten berufen sich auf Unabhängigkeit und sprechen von einer Kooperation - trotzdem läuft gegen die Betreiber der Versandapotheke ein Verfahren.

Offiziell erstatten die Deutsche Patientenintiative (dpi) oder der Verein Vivavita die Zuzahlung. Beide haben nach eigenen Angaben vierstellige Mitgliedszahlen. Bei dpi erhält man für 2,90 Euro im Monat einen „Medikamentensparbrief“. Wenn die Arzneimittel per Post bei der EU-Versandapotheke bestellt werden, übernimmt dpi die komplette Zuzahlung, für zuzahlungsbefreite Arzneimittel gibt es pauschal 3 Euro Bonus. „So sparen Sie als dpi-Mitglied 100 Prozent Ihrer Rezeptzuzahlung, so viel Sie und so oft Sie wollen, wenn Sie unsere Partner-Versandapotheke nutzen“, wirbt das Unternehmen aus Hamburg. Zusätzliche Angebote gibt es zur Erstattung der Praxisgebür oder beim Zahnersatz.

Vivavita beschränkt sich dagegen auf den Zuzahlungsservice, dafür nehmen auch einige niedergelassene Apotheken teil. Das Konzept ist ähnlich: Der Mitgliedsbeitrag liegt ebenfalls bei 35 Euro pro Jahr, zehn Monate kann man das Angebot kostenlos und ohne Verpflichtung testen. Zu den Leistungen zählen neben der Erstattung der Rezeptzuzahlung „Hilfestellung bei der Arzt-, Krankenhaus- und Krankenkassenwahl“ sowie „eine Unterstützung bei der Pflegekostenbeantragung und der Aufnahme in Pflegeheimen“. Wie bei dpi erhalten auch Privatpatienten Boni von Vivavita - wenn sie über die Versandapotheke bestellen.

Dass dpi und Vivavita nur Konstruktionen sind, damit die Versandapotheke die Zuzahlung erlassen kann, weisen alle Beteiligten strikt von sich. „Das sind eigenständige Unternehmen, und wie die sich finanzieren, weiß ich nicht“, sagte die verantwortliche Mitarbeiterin der Versandapotheke gegenüber APOTHEKE ADHOC. Lediglich eine „kleine Beteiligung“ liege bei der Apotheke, es müsse also auch externe Töpfe geben, so die Mitarbeiterin. Ob die Versandapotheke ihren Beitrag pro Mitglied oder pro Rezept leiste, konnte sie nicht sagen. Allerdings sind auf den Rechnungen der Versandapotheke die jeweiligen Boni ausgewiesen und werden auf Wunsch des Kunden auch direkt verrechnet.

Vivavita erhält von der EU-Versandapotheke laut Präsident Dr. Karl Blüher eine Pauschale, die im Abstand von zwei Jahren neu verhandelt wird. Über die Höhe wollte er gegenüber APOTHEKE ADHOC keine Angaben machen. Der Verein wurde 2002 gegründet, hat sechs ehrenamtliche Mitarbeiter und sieht sich eher im gemeinnützigen Bereich. Man finanziere sich deshalb auch über Spenden, sei aber unabhängig von der Industrie, versicherte Blüher.

dpi-Geschäftsführer Patrick Hofmann wollte auf Nachfrage ebenfalls keine genauen Angaben über die Finanzierung machen - aus Angst vor Nachahmern. Es sei ein „ausgeklügeltes Modell“ mit mehreren Partnern und Werbeerlöserträgen. Auch Hofmann betonte aber, vollkommen unabhängig von der EU-Versandapotheke zu sein.

Deren Inhaberin ist Kerstin Thierfelder, die in Cottbus drei Apotheken besitzt und online zweigleisig fährt: So steht hinter der EU-Versandapotheke.com ihre Apotheke an der Priormühle. Die gehört wie die Carl-Thiem-Apotheke der Gesund-Leben-Kooperation des Stuttgarter Großhändlers Gehe an. Über die Versandapotheke können Kunden daher bei dem Bonusmodell Deutschland Card Punkte sammeln.

Kunden mit Payback-Karte bestellen dagegen besser über die EU-Versandapotheke.net, denn die ist der Apotheke im Lausitzpark zugeordent. Thierfelders dritte Apotheke ist Markenpartner der MVDA-Kooperation Linda. Die Versandapotheke ist sogar über „Linda-Versandapotheke“ oder als „Linda-Payback-Shop“ erreichbar.

Über die Kooperation mit dpi und Vivavita wird noch vor Gericht verhandelt. Die EU-Versandapotheke, nach eigenen Angaben unter den Top Ten in Deutschland, sieht sich im Recht: „Ausländische Versandapotheken dürfen solche Vorteile auf dem deutschen Markt anbieten, das passt doch irgendwie nicht. Deshalb begrüßen wir, dass es solche Möglichkeiten zur Kooperation gibt“, sagte die Mitarbeiterin.