Versandapotheken

Zur Rose zieht nach Holland

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Berlin -

Die Versandapotheke Zur Rose aus Halle/Saale zieht nach Holland. Die bisherige Konstruktion bestehend aus der Apotheke Zur Rose von Ulrich Nachtsheim und der schweizerischen Zur Rose Pharma wird aufgelöst. Der Apotheker zieht sich aus dem Versandgeschäft zurück, das in die Niederlande transferiert werden soll. In Halle sollen künftig Dienstleistungen für die Gruppe erbracht werden.

Die Neuausrichtung geht laut Zur Rose einher mit Nachtsheims Plänen, altersbedingt kürzer zu treten und sich aus dem Versandgeschäft zurückzuziehen. Ein Verkauf der Apotheke war erwartungsgemäß offenbar keine Option. „Im Rahmen einer Nachfolgelösung wird beabsichtigt, die Versandkunden, sofern sie dies wünschen, aus den Niederlanden heraus von einer neu zu gründenden Versandapotheke, einer Tochtergesellschaft der Zur Rose-Gruppe, zu bedienen.“

Zur Rose soll sich in Halle künftig komplett als Dienstleister für die Gesellschaften der Gruppe fokussieren. Laut einer Sprecherin werden in Halle künftig generell „Dienstleistungen für Unternehmen innerhalb und außerhalb der Gruppe, die im Gesundheitswesen tätig sind“, angeboten. „Insbesondere spezialisieren wir uns auf Vertriebs-, Service- und Marketing-Dienstleistungen.“ Am Standort würden weiterhin rund 90 Personen beschäftigt.

Konkreter wurde sie nicht. In der Branche wurde prompt vermutet, dass der Bereich Kundenservice/CallCenter für DocMorris und andere eigene Versandapotheken in Sachsen-Anhalt konzentriert werden könnte. Zur Rose wies das zurück: Es werde keine Verlagerung von Beratungsangeboten geben, hieß es. Die Marke bleibt bestehen: „Zur Rose Pharma wird weiterhin unter Zur Rose firmieren und Leistungen unter diese Marke erbringen.“

Vom Wegfall der Leistungen für die Apotheke seien per Mitte 2018 rund 40 Mitarbeitende betroffen, insbesondere aus den Bereichen Logistik und Administration. Für diese sollen umfangreiche Maßnahmen über einen Sozialplan hinaus eingerichtet werden. Neben Angeboten zur Weiterbildung werden Umschulungsmöglichkeiten, eine Kooperation mit der Agentur für Arbeit, eine Jobbörse sowie eine aktive Qualifizierung und Begleitung von Bewerbungen bei Unternehmen in der Region unterstützt, heißt es.

„Wir werden die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dieser Stelle nicht alleine lassen und gemeinsam mit ihnen individuelle Lösungen für eine berufliche Neuorientierung finden“, so Walter Hess, der für das Geschäft in Halle verantwortlich ist.

Dass der Versand aus Halle früher oder später eingestellt werden würde, war abzusehen. Die Konstruktion war 2004 eingeführt worden, weil Zur Rose aus der Schweiz als Nicht-EU-Land heraus keine Medikamente nach Deutschland verschicken darf. Später hatte die Gruppe mit VfG einen weiteren Standort in Tschechien, der aber zugunsten von Halle aufgegeben wurde. Mit DocMorris und Eurapon hat Zur Rose jetzt immer noch zwei weitere Niederlassungen, eine dritte war damit womöglich unwirtschaftlich.

Einfach den Stecker zu ziehen, war für Zur Rose keine Option – nicht nur wegen der Investitionen. Für die Ansiedelung hatte es 2004 „tatkräftige Unterstützung von Stadt und Land“ gegeben. Da Fördermittel im Spiel waren, konnte der Standort jedenfalls in der Vergangenheit nicht ohne zusätzliche Kosten komplett geschlossen werden. Dies sei aber ausgelaufen, heißt es von Zur Rose. Es entstünden keine relevanten Einmalabschreibungen, so die Sprecherin.

Zur Rose Pharma wickelte bisher die Logistik und, wie es heißt, „verschiedene administrative Aufgaben“ für die Apotheke von Nachtsheim ab. Die Konstruktion hatte in der Vergangenheit die Gerichte befasst. So befand das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt (OVG), dass Nachtsheim nahezu sämtliche Tätigkeiten und Leistungen aus der Hand gegeben habe. Doch das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) kassierte die Entscheidung, weil der klagende Inhaber einer konkurrierende Apotheke die behördliche Erlaubnis formal nicht hätte anfechten dürfen.

Um nicht noch einmal in eine solche Situation zu geraten, überarbeitete die gleichnamige Kapitalgesellschaft später ihren Kooperationsvertrag. Seit 2012 hat Nachtsheim ein Vetorecht bei seinem „Komplettdienstleister“. Die Tochterfirma der schweizerischen Aktiengesellschaft hatte im Jahr 2004 ein Logistikzentrum in Halle eröffnet, das formal nur als Dienstleister für die gleichnamige Filialapotheke von Nachtsheim tätig war.

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