Versandapotheken

Zur Rose zerschlägt sich selbst

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Berlin -

Während der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose hierzulande in den vergangenen Monaten gleich mehrere große Mitbewerber übernommen hat, entwickelte sich das Geschäft auf dem Heimatmarkt nicht wie geplant. Insbesondere das Shop-in-Shop-Konzept bei Migros blieb mit drei Standorten weit hinter den Erwartungen zurück. Jetzt gibt es Konsequenzen: Die Supermarkkette steigt nicht nur als Partner ins Vor-Ort-Geschäft ein. Auch das Versandgeschäft für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflegeprodukte wird künftig von einem Joint Venture betrieben.

Mitte 2017 war in einer Berner Migros-Filiale die erste Shop-in-Shop-Apotheke gestartet, im Juni und November 2018 folgten Filialen in Basel und Zürich. Die Mini-Apotheken unter dem Namen Zur Rose halten dank Kommissionierer auf rund 50 Quadratmetern nach Firmenangaben das gesamte Sortiment bereit – und das zu denselben Konditionen wie im Onlinehandel. Außerdem kam Zur Rose als Lieferant für die zu Migros gehörende Medbase-Gruppe an Bord. Seitdem ist nicht mehr viel passiert, stattdessen übernahm Medbase Ende des Jahres die Apothekenkette Topwell mit rund 40 Filialen. Zur Rose wiederum kündigte Automaten an.

Möglicherweise wurde Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, jetzt die Pistole auf die Brust gesetzt. Jedenfalls wird die Zusammenarbeit auf neue Beine gestellt: Das Konzept wird unter der Marke Zur Rose im Rahmen einer gemeinsamen Gesellschaft weiter ausgerollt. Die Anteile sind 50:50 verteilt, auch die Verwaltungsräte sind paritätisch besetzt. Neue Standorte seien vornehmlich in Gebieten ohne ärztliche Medikamentenabgabe vorgesehen, mit einem Fokus auf der Westschweiz, hieß es.

Verantwortlich für den Bereich ist Alexandra Ried, selbst Apothekerin und aus der gleichnamigen Ulmer Apothekerfamilie stammend. Ebenfalls an Bord ist Birgit Samson, die gemeinsam mit Oliver Blume, den sie aus der gemeinsamen Zeit bei Ebay kannte, maßgeblich am Aufbau von Easy beteiligt war.

Doch Migros kommt auch im Bereich E-Commerce an Bord. Geplant ist die Gründung einer gemeinsame Gesellschaft, unter der künftig ein gemeinsamer Webshop für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflegeprodukte betrieben werden soll. Im Grund bleibt Zur Rose damit nur das traditionelle Geschäft als Lieferant von Praxisbedarf für dispensierende Ärzte sowie der Rx-Versand.

Mit Medbase will Zur Rose außerdem die Zusammenarbeit mit den Krankenversicherern intensivieren. Geplant sind innovative Modelle im Bereich der integrierten Versorgung, die den Versicherten den „flexiblen Medikamentenbezug in der Apotheke, der Arztpraxis oder über den Versandweg ermöglichen“. Marcel Napierala, CEO der Firma mit 300 Ärzten und 360 Therapeuten an rund 50 medizinischen Zentren für Prävention, Akutbehandlung und Rehabilitation, zeigt sich erfreut: „Unser Ziel ist es, gemeinsam eine Vorreiterrolle in der Entwicklung neuer, qualitativ hochstehender Versorgungsmodelle zum Wohle unserer Kundinnen und Kunden einzunehmen.“

Oberhänsli gab zu Protokoll: „Die Erweiterung der strategischen Zusammenarbeit eröffnet ein grosses Potenzial, um die Qualität in der Patientenversorgung zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitskosten zu senken.“ Die detaillierte inhaltliche Ausgestaltung und Umsetzung der vereinbarten Kooperation erfolgt in den kommenden Monaten.

Die Auslegung, dass die neue Konstruktion einer Zerschlagung gleichkomme, wies er umgehend zurück. Eine Firmensprecherin dazu: „Fakt ist: Zur Rose baut die bereits bestehende und äußerst erfolgreiche Kooperation mit der Migros aus und erweitert sie um zusätzliche Elemente (E-Commerce, integrierte Versorgung mit Krankenversicherern).“

Auch dass das Shop-in-Shop-Konzept mit drei Standorten weit hinter den Erwartungen zurückblieb, sei aus Sicht von Zur Rose nicht zustreffend: „Fakt ist: Bisher wurden drei Shop-in-Shop-Apotheken an verschiedenen Standorten im Rahmen eines Pilotbetriebs getestet. Das Konzept wurde von den Kundinnen und Kunden äußerst gut aufgenommen, hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen und wird sowohl durch uns als auch durch die Migros als Erfolg gewertet.“

Zur Vermutung, dass CEO Walter Oberhänsli möglicherweise die Pistole auf die Brust gesetzt wurde, heißt es: „Fakt ist: Sowohl für Zur Rose als auch für Migros/Medbase bietet die erweiterte Zusammenarbeit ein großes Potenzial und bringt das gemeinsame Commitment der beiden Partner zum Ausdruck.“

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