Zur Rose verliert Rx-Geschäft Alexander Müller, 20.01.2022 08:50 Uhr
Die verschobene Einführung des E-Rezepts trifft die Versandapotheken hart. Zur Rose musste in Deutschland sogar einen Umsatzrückgang bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln hinnehmen. Das OTC-Geschäft treibt die Geschäfte weiter nach vorne, doch das Wachstum ist im Verlauf des vergangenen Jahres deutlich eingebrochen.
Zur Rose ist 2021 vor allem aufgrund der Übernahmen um 15,5 Prozent auf 2,03 Milliarden Franken (rund 1,95 Milliarden Euro) gewachsen. Bereits nach neun Monaten hatte sich Zur Rose von der davor geltenden Wachstumserwartung verabschieden müssen. Neu wurden 15 Prozent in Aussicht gestellt – davor waren es noch 20 Prozent gewesen.
Der Rückgang zog sich als Trend durch das gesamte Jahr: 23,2 Prozent im ersten Halbjahr, 13,2 Prozent im dritten Quartal und in den letzten drei Monaten nur noch 5,2 Prozent. In der ersten Jahreshälfte hatte Zur Rose noch von Übernahmen profitiert. Doch seit Mitte August ist Apotal komplett konsolidiert.
In Deutschland war das Wachstum auf das OTC-Geschäft und Gesundheitsprodukte zurückzuführen, dies habe „den leichten Umsatzrückgang von verschreibungspflichtigen Medikamenten auf Basis von Papierrezepten“ überkompensiert, teilte der Versender mit.
Jetzt wartet Zur Rose angespannt auf die Einführung des E-Rezepts. Die eigentlich zum Jahreswechsel geplante verpflichtende Einführung wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) aufgrund anhaltender technischer Probleme noch Ende 2021 abgesagt. Zur Rose vertraut nun darauf, dass „das konkrete Vorgehen und die gegenseitigen Pflichten“ bis zur verpflichtenden Einführung des E-Rezepts „in den kommenden Wochen mit allen Beteiligten verbindlich abgestimmt werden“. Zur Rose-Gruppe hofft auf eine „schnellstmöglich die Bekanntgabe des verbindlichen Zeitplans“.
Im politischen Berlin und bei anderen Marktteilnehmern sind dagegen ganz andere Töne zu hören. Das BMG ist weiter vor allem mit der Bewältigung der Pandemie befasst, die maßgeblichen Beteiligten haben das Ministerium in Richtung Privatwirtschaft verlassen. Mit einer Einführung im ersten Halbjahr rechnet eigentlich niemand mehr, andere vermuten, dass es sogar 2022 keine E-Rezept-Pflicht geben wird.
Zur Rose hält dennoch unbeirrt an den mittelfristigen Zielen fest. Demnach soll der Umsatz in drei bis fünf Jahre auf 4 Milliarden Franken ansteigen, sich also beinahe verdoppeln. Haupttreiber dafür wäre das E-Rezept.
Dazu sucht die Zur Rose-Tochter DocMorris die Nähe der Apotheken: Der „Marktplatz“ hat nach Konzernangaben nun knapp über 200 Partnerapotheken, womit in vielen Großstädten die Option einer taggleichen Express-Lieferung zur Verfügung stehe. Und die DocMorris-App habe Anfang des Jahres bereits die Millionen-Download-Marke erreicht.
Zu allem Überfluss ist Zur Rose in der Schweiz jetzt auch noch mit einem Datenskandal konfrontiert. Möglicherweise wurden Kundendaten beim Online-Shop „Zurrose-shop.ch“ geklaut, den Zur Rose gemeinsam mit der Supermarkkette Migros betreibt.