Versandapotheken

DocMorris schluckt Eurapon

, Uhr aktualisiert am 17.10.2017 09:43 Uhr
Berlin -

Zur Rose übernimmt künftig den Versand für Eurapon. DocMorris ist eine Vereinbarung zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Besitzer der Bremer Versandapotheke, Kubilay Talu, eingegangen. Bis Ende des Jahres soll ein wesentlicher Teil der Logistik und die Medikamentenbelieferung vom Standort in Heerlen aus erfolgen. Eurapon erzielte 2016 einen Umsatz von 52 Millionen Euro.

DocMorris übernimmt zunächst nur den gleichnamigen Großhandel, Apotheke und Sterilherstellung sind nicht betroffen. Zunächst soll es eine Kooperation geben: Die Päckchen werden vom Dienstleister vorkonfektioniert und von der Apotheke freigegeben. Eine mögliche Erklärung für diese komplizierte Konstruktion: Den Kundenstamm zu übernehmen, ist zu aufwendig, da dieser an der Apotheke hängt und jeder Käufer der Transaktion zustimmen müsste. Eine Option wäre aber, dass Eurapon später in die Niederlande zieht und dann übernommen wird.

Offiziell heißt es, Talu beabsichtige, mit DocMorris über die Firma Eurapon Pharmahandel künftig eng zusammenzuarbeiten. Später sei geplant, das Versandgeschäft aus den Niederlanden heraus zu betreiben. Damit werde ein Standort gewählt, der im europäischen Umfeld für eine international tätige Versandapotheke vorteilhaft sei. DocMorris übernimmt die Firma voraussichtlich vor Ende des Jahres und damit „einen wesentlichen Teil der Logistik sowie die Medikamentenbelieferung für das Eurapon-Versandgeschäft“.

Für DocMorris ist die Übernahme ein wichtiger Schritt, um das eigenene OTC-Geschäft zu stärken. Denn hier hatte die niederländische Versandapotheke zuletzt Nachholbedarf. Bereits ab Frühjahr wurden Sondierungsgespräche geführt. Die Absichtserklärung enthielt den Vorbehalt, dass die Buchprüfung keine Überraschungen ergeben und bestimmte Voraussetzungen erfüllt würden. Nach Unterzeichnung des Vertrags im August verabschiedeten sich Talu und sein Bruder, der ebenfalls im Unternehmen arbeitete, für mehrere Wochen in den Türkeiurlaub.

Eurapon ist damit die erste deutsche Versandapotheke, die ihr Geschäft künftig in wesentlichen Teilen von den Niederlanden aus abwickelt. Auch andere deutsche Versender klagen massiv über Standortnachteile, nicht zuletzt wegen des EuGH-Urteils zu Rx-Boni aus dem vergangenen Jahr.

Zwei Jahre nach der Zulassung des Arzneimittelversands im Jahr 2004 stieg die Bremer Euro-Apotheke in das Geschäft mit ein. Kubilay Talu war damals noch Angestellter in der erst drei Jahre zuvor gegründeten Apotheke, er zog das Versandgeschäft für den damaligen Inhaber Norbert Linke auf. 2008 übernahm er den Betrieb mit einer Kollegin, seit November 2010 ist er alleiniger Inhaber.

Zunächst wurden 1200 Pakete pro Monat verschickt, zuletzt waren es rund 75.000. Zu Beginn wurden die Aufträge mit 36 Mitarbeitern abgewickelt, zuletzt waren es rund 130. „Anfangs war noch sehr viel Handarbeit mit dabei, da wir versucht haben, den Versand wie eine stationäre Apotheke zu betreiben“, so Talu. 2014 zog das Versandgeschäft innerhalb Bremens in ein größeres Lager um. Vom Umsatz der Gruppe entfielen zuletzt etwa 70 Prozent auf den Versandhandel, dahinter folgten mit etwa 20 Prozent die Einnahmen aus dem Bereich der Zytostatika-Herstellung. Der OTC-Versand war laut Zur Rose in den vergangenen drei Jahren jährlich um 30 Prozent gewachsen – und damit deutlich stärker als der Markt.

Zur Rose hat im dritten Quartal den Umsatz weiter gesteigert. Besonders stark legte DocMorris zu: Die Erlöse stiegen um 18,4 Prozent auf 108,3 Millionen Euro. Dabei legte das Rx-Geschäft um 14,5 Prozent auf 60,3 Millionen Euro zu, das OTC-Geschäft wuchs um 38,7 Prozent auf 31,9 Millionen Euro.

In den ersten neun Monaten erwirtschaftete DocMorris 318,7 Millionen Euro, davon entfielen 177,1 Millionen Euro auf das Rx-Geschäft (plus 9,6 Prozent) und 93,4 Millionen Euro auf den OTC-Bereich (plus 41,4 Prozent). Zur Rose Pharma erwirtschaftete als Dienstleister der gleichnamigen Versandapotheke in Halle/Saale 48,2 Millionen Euro, ein Plus von 2,6 Prozent.

Insgesamt wuchsen die Erlöse von Zur Rose um 9,9 Prozent auf 711,6 Millionen Franken. Damit konnte die Gruppe die Erwartungen der Analysten übertreffen. Für das Gesamtjahr bestätigte das Management den Ausblick: Entsprechend wird mit einem Umsatzwachstum aus eigener Kraft von „gegen 10 Prozent“ in den jeweiligen Landeswährungen gerechnet. Mittelfristig soll der das operative Ergebnis (Ebitda) um 4 bis 5 Prozent wachsen.

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