Versandapotheken

„Zur Rose“ meldet sich zurück

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Die schweizerische Versandapotheke „Zur Rose“ schreibt offenbar in Deutschland wieder schwarze Zahlen. Offizielle Ergebnisse für das vergangene Jahr sollen zwar erst im März vorliegen. Firmenchef Walter Oberhänsli erklärte jedoch auf Nachfrage, dass „Zur Rose“ den Geldabfluss nach Deutschland in der zweiten Jahreshälfte habe stoppen können. Beide Tochtergesellschaften - die deutsche „Zur Rose“ sowie der tschechische Discounter VfG - hätten wie angekündigt den Turnaround geschafft.

2008 war „Zur Rose“ in erhebliche Turbulenzen geraten. Der Umsatz im Versandhandel brach 5 Prozent auf umgerechnet rund 135 Millionen Euro ein, und zwar ausschließlich in Deutschland: Zwar konnte „Zur Rose“ in Halle auf dem Papier Erlöse von 47 Millionen Euro verbuchen, doch 19 Millionen Euro stammten aus Liefervereinbarungen mit VfG, also dem gemeinsamen Einkauf mit der Schwestergesellschaft. Ohne diese Einnahmen lagen die Umsätze bei 28 Millionen Euro und damit ein Drittel unter Vorjahr. Die reinen Arzneimittelverkäufe brachten 21,5 Millionen Euro. Unter dem Strich wies die deutsche Tochter ein Minus von 3,5 Millionen Euro aus; auch VfG war in die Verlustzone gerutscht.

Das Management des ärzteeigenen Unternehmens mit Sitz in Frauenfeld zog für die deutsche „Zur Rose“ ein bitteres Fazit: „Die vermeintlich tolle Neukunden-Gewinnung des Jahres 2007 (rund 126.000) konnte nicht in den Aktivkundenbestand überführt werden. Das heißt, es handelte sich zum größten Teil um Schnäppchenkäufer, die nur einmal bestellen.“ Maßnahmen zu Kundenakquise wie Beilagen in Fremdpaketen oder Anzeigen in Supplements hätten nur noch halb so viele Verbraucher locken können wie im Vorjahr. Durch eine „suboptimale Pflege“ der Bestandskunden seien außerdem Bestellwert und -häufigkeit zurückgegangen.

Insgesamt kauften im vorvergangenen Jahr 164.000 Kunden bei „Zur Rose“ ein - 200.000 aktive Bestandskunden braucht das Unternehmen aber laut Businessplan, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Gleich Anfang 2009 erlebte „Zur Rose“ einen neuen Tiefschlag. Die im Oktober 2008 gestartete Kooperation mit der Tengelmann-Tochter Plus-online verlor schlagartig an Werthaltigkeit.

Ursprünglich hatte „Zur Rose“ mit dem eigens aufgelegten Discount-Projekt „kleinepreise.de“ die rund 2600 Plus-Filialen nutzen wollen, „um auf dem schnellsten Wege Bekanntheit bei den Kunden zu erreichen“. Doch nach dem Verkauf der Plus-Filialen an die Edeka-Tochter Netto scheiterten die Verhandlungen über eine weitere Zusammenarbeit: „Ursprüngliche Zusagen zwecks Nutzung von Kommunikationsträgern wurden ohne Alternativen von Netto zurückgenommen“. Stattdessen startete der Lebensmittelhändler, der die ehemalige Deutschlandchefin von „Zur Rose“ zur Segmentgestaltung in seine Dienste gestellt hatte, eine neue Kooperation mit der Versandapotheke Volksversand.

„Starke substanzielle Positionen aus dem bestehenden Marketingplan sind ab sofort gegenstandslos“, resümierte das Management - und gab als neue Ziele für 2009 aus: 70.000 Neukunden, 58 Millionen Euro Umsatz, maximaler operativer Verlust von 4 Millionen Euro. Bei „systematischer Geschäftsentwicklung“ war der Break-Even für 2011 anvisiert.

An die Aktionäre richtete „Zur Rose“ Ende 2008 zum Standort Halle folgende Mahnung: „Der Fortbestand der Gesellschaft ist davon abhängig, dass es der Gesellschaft gelingt, ihr Unternehmenskonzept umzusetzen.“ Sollte die Muttergesellschaft die finanzielle Rückendeckung einstellen oder kürzen, „wäre die Unternehmensfortführung nicht gesichert.“

Man darf also auf die neuen Ergebnisse gespannt sein. Oberhänslis erste Bilanz: Nach einem Minus im ersten Halbjahr hätten die beiden deutschen Töchter im zweiten Halbjahr ihre Umsätze gesteigert. Bereits im ersten Halbjahr habe die Gruppe Gewinne geschrieben. Auch 2010 soll „Zur Rose“ - trotz angekündigter staatlicher Sparmaßnahmen in der Schweiz - mit einem positiven Ergebnis dastehen.

Der eigentliche Befreiungsschlag kam im Juli: Für geschätzte 40 Millionen Euro verkaufte „Zur Rose“ die Generikatochter Helvepharm an den französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis. Das Geld konnte die Ärzte-AG gut gebrauchen: Wegen der hohen Überschuldung hatten die Banken zuvor bereits die Anteile der operativ tätigen Tochterunternehmen gepfändet.

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