Ungeachtet der Querelen mit dem Großaktionär Corisol treibt Zur Rose die Internationalisierung voran und expandiert nach Frankreich. Die Gruppe kauft den französischen Marktplatz Doctipharma von der Lagardère-Gruppe und erreicht damit nach eigenen Angaben bereits bei Markteintritt eine starke Wettbewerbsposition.
Über die Plattform von Doctipharma vertreiben mehr als 100 Partnerapotheken mehr als 15.000 Gesundheits- und Körperpflegeprodukte. Doctipharma ist mit der größten Gesundheitsinformations-Website Frankreichs, Doctissimo, verlinkt, worüber zusätzlicher Traffic generiert wird. In den kommenden Monaten wird Doctipharma in die von PromoFarma entwickelte Marktplatzplattform integriert. Bei Zur Rose verspricht man sich Synergien: Die Kunden könnten auf ein einzigartiges, länderübergreifendes Produktangebot zugreifen, und die Apotheken erhielten Zugang zu neuen Online-Shoppern.
In Spanien vertreibt Zur Rose über PromoFarma auf ihrer Plattform mehr als 70.000 Gesundheitsprodukte von rund 5000 verschiedenen Marken, die von knapp 700 Partnern, Apotheken und Pharmaherstellern, bereitgestellt und verschickt werden. PromoFarma ist in Südeuropa laut Zur Rose die führende Plattform im BPC-Segment.
Auch hierzulande hat Zur Rose bereits Partnerapotheken: Der Hamburger Verbund Apo-Rot ist zwar unabhängig vom DocMorris-Mutterkonzern, nutzt aber seit dem Verkauf der gleichnamigen Versandapotheke die Marke.
„Multichannel“ lautet die Devise von CEO Walter Oberhänsli. Auf die Frage, ob er trotz starken Widerstands der ABDA damit rechne, weitere Kooperationspartner finden zu können, sagte er im Dezember gegenüber der Welt am Sonntag: „Ich denke schon. Das wird die Zukunft sein.“
Bei einer Investorenkoferenz wurde DocMorris-Vorstand Olaf Heinrich deutlicher: „Wir wollen das Amazon des Gesundheitswesens werden und wir sind bestens dafür aufgestellt, das zu schaffen“, so Heinrich. Und der Zeitpunkt für den Wandel sei jetzt. Denn die Vor-Ort-Apotheken könnten die modernen Bedürfnissen nicht mehr allein befriedigen, würden aber stattdessen versuchen, ihre Privilegien zu retten. „Die Apothekenbranche ist immer noch eine sehr geschützte Branche“, klärte er die Zuhörer auf und forderte: „Es ist an der Zeit, ein 800 Jahre altes Gildensystem zu verändern.“ Als Vorbild sieht er dabei Großbritannien, wo Konzerne Apothekenketten betreiben dürfen, während die meisten anderen Ländern Europas noch am Fremd- und Mehrbesitzverbot festhalten. In der Schweiz baut Zur Rose derzeit eine Kette mit Miniapotheken in Supermärkten auf, allerdings kommt die Expansion langsam voran.
Heinrich nannte insbesondere fünf Felder, die für die rosige Zukunft von Versandapotheken wie DocMorris sprächen: Digitalisierung, Preisdruck, demographischer Wandel, europäische Liberalisierung und Stärke von Marken. „Europa wird älter und älter und wird zu dem, was wir ein ‚chronisches Monster‘ nennen“, erklärte Heinrich. Die Kosten im Gesundheitswesen stiegen dadurch kontinuierlich, weswegen es darum gehe, neue Lösungen zu finden. „Und es kann nicht sein, dass nur Vor-Ort-Apotheken, die von selbstständigen Apothekern betrieben werden, das schaffen sollen. Das ist ein ineffizientes System und wir sind fest überzeugt, dass eine Online-Versorgung diese Kosten erheblich senken kann.“
Klares Ziel von Zur Rose sei es, die Plattform massiv zu erweitern und zu einem umfassenden Online-Gesundheitsversorger auszubauen. „Wir werden ein Ökosystem errichten, das in Europa unerreicht ist“, kündigte er an. Heinrichs Vision: Eine Kunde ist krank. Er wendet sich an einen Teledoktor, der ihm ein E-Rezept ausstellt, das der Kunde wiederum bequem an das DocMorris-Netzwerk weiterleitet. Dort könne man aufgrund der Daten, die man ohnehin schon vom Kunden hat, dessen Medikationsmanagement übernehmen und ihn beliefern.
„Sie müssen nicht mehr zum Arzt gehen, Sie müssen nicht mehr in die Apotheke gehen, Sie kriegen das alles online“, versprach er und legte noch nach: „Sie kriegen basierend auf den Daten einen besseren Service und wir beliefern Sie innerhalb einer Stunde in ganz Europa. Das ist unsere Vision und vor allem durch die Übernahme von Promofarma sind wir bestens vorbereitet, das zu erreichen.“
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