Zur Rose: Zwei Abgänge im Verwaltungsrat dpa/APOTHEKE ADHOC, 04.03.2019 08:52 Uhr
Veränderung im Verwaltungsrat von Zur Rose: Vanessa Frey und Dr. Heinz O. Baumgartner haben sich entschlossen, bei der nächsten Generalversammlung nicht mehr für eine Wiederwahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung zu stehen. Dass die Großaktionärin ausscheidet, zeigt, dass es Zerwürfnisse beim DocMorris-Mutterkonzern gibt.
„Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit unterschiedlichen Auffassungen über Art und Geschwindigkeit der Umsetzung der Wachstumsstrategie“, räumt Zur Rose ein. Verwaltungsrat und Gruppenleitung danken Frey und Baumgartner für ihre engagierte Mitarbeit im obersten Gremium der Gruppe.
Die Unternehmerfamilie Frey war der erste Großaktionär von Zur Rose; in zwei Tranchen hatte der Clan für 40 Millionen Franken insgesamt 22 Prozent der Anteile übernommen. Durch den Einstieg des saudischen Königshauses und den Börsengang im Sommer 2017 sank der Anteil auf 14,5 Prozent. Aktuell liegt er bei knapp 10,8 Prozent – bei der jüngsten Kapitalerhöhung im Zusammenhang mit der Übernahme von Medpex im Dezember hatte die Familie nicht teilgenommen: Erst war von einem Versehen der Hausbank die Rede, dann verzichtete die Familie auf die Nachlieferung der entsprechenden Aktien. Schon damals hatten Beobachter den Zwischenfall als Warnschuss gesehen.
Insbesondere die Entwicklung des Aktienkurses dürfte für die Anleger mehr als unbefriedigend sein. Mit umgerechnet knapp 80 Euro liegt der Wert derzeit deutlich unter dem Preis zum Start an der Börse von rund 130 Euro. Auch das Hoch aus dem vergangenen Jahr von rund 120 Euro ist weit weg.
Womöglich war das Wachstum zu teuer erkauft. Zur Rose war zuletzt regelrecht im Kaufrausch: Ende 2017 kamen Eurapon und Vitalsana dazu, im vergangenen Jahr folgten – neben der spanischen Plattform Promofarma – Apo-Rot und Medpex. Die beiden Schwergewichte im deutschen Versandhandel bringen es zusammen auf knapp 200 Millionen Euro Umsatz – bis Mitte 2019 schlägt sich deren erstmalige Konsolidierung noch positiv in den Büchern nieder.
Doch die Wachstumsstory lässt sich CEO Walter Oberhänsli viel Geld kosten. Dass ein kompletter Jahresumsatz als Kaufpreis gezahlt wird, kommt nicht häufig vor – schon gar nicht im Handelsbereich, wo die Margen schwach sind. Bislang wusste der Firmenchef seine Deals zwar jedes Mal zu finanzieren, doch die Möglichkeiten schwinden. Einen Joker hätte er noch. Er könnte das Geschäft in der Schweiz verkaufen, an die Supermarktkette Migros etwa, der der Ausbau des Shop-in-Shop-Konzepts mit Zur Rose dem Vernehmen nach ohnehin zu langsam geht. Alternativ könnte er DocMorris als eigenständige Firma an die Börse bringen.
Ende 2017 hatte Zur Rose einen Betrag von 107 Millionen Franken an liquiden Mitteln zur Verfügung. Geht man davon aus, dass die beiden Kapitalmaßnahmen des vergangenen Jahres komplett für die Übernahmen drauf gegangen sind oder noch drauf gehen werden, dürfte diese Reserve weiter abgeschmolzen sein. 36 Millionen Franken Verlust hatte Zur Rose für 2017 ausgewiesen, in diesem Jahr dürfte es nicht weniger sein, zumal schon im ersten Halbjahr 18 Millionen Franken fehlten. Spätestens 2020 wäre die Kasse leer.
Der Verwaltungsrat will sich nun mit Tech-Kompetenz und Handelserfahrung weiter stärken. Er wird der Generalversammlung am 23. Mai zwei entsprechend qualifizierte Kandidaten zur Wahl vorschlagen. Zum Gremium gehören derzeit Professor Dr. Volker Amelung, Professor Dr. Stefan Feuerstein und der Arzt Dr. Thomas Schneider sowie Oberhänsli. Im Management sind außerdem Marcel Ziwica (CFO), Walter Hess (Head Switzerland) und Olaf Heinrich (DocMorris).
Zu ihrem Vermögen kam die Familie Frey vor allem mit dem Verkauf des Reiseveranstalters Privat Safaris an Kuoni. Über Corisol beziehungsweise deren Finanzvehikel KWE, Swiss Small Cap Invest und VBF beteiligt sich die Familie heute vor allem an mittelgroßen Unternehmen aus der Schweiz, aber auch im Ausland. Vanessa Frey, Jahrgang 1980 und Tochter von Firmengründer Beat Frey, sitzt im Verwaltungsrat von Zur Rose.
Akutell gibt es Beteiligungen unter anderem an Agrotropic, einem Importeur von Blumen aus Überseeländern. In China ist Corisol bei mehreren Firmen an Bord. Außerdem beteiligt sich die Holding an börsennotierten Unternehmen. Beispiele sind Schweiter Technologies und Inficon. In Vietnam ist Corisol etwa an Imexpharm und dem Agrarlieferanten Dabaco beteiligt. In Neuseeland gehören der Gruppe schließlich 18.000 Hektar Wald.