Versandapotheken

Zur Rose auf Investorensuche

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Berlin -

Zur Rose sammelt wieder Geld ein. CEO Walter Oberhänsli will in den kommenden Monaten gezielt Investoren ansprechen. Benötigt werden rund 30 Millionen Franken (rund 27,4 Millionen Euro) – das sind fast 40 Prozent der heutigen Kapitalisierung. Ein echter Börsengang ist allenfalls für später vorgesehen.

Zur Rose hat derzeit rund 2200 Aktionäre; die Anteilsscheine werden nur in der Schweiz über drei Banken gehandelt. Längst sind nicht mehr nur Mediziner an der Firma beteiligt; allerdings hat bislang kein einzelner Aktionär mehr als 3 Prozent der Anteile. Die Kapitalerhöhung verwässert die Anteile der bisherigen Anteilseigner; womöglich kommt nun erstmals ein Investor als Großaktionär ins Spiel.

Mit dem frischen Kapital sollen laut Zur Rose weitere Expansionsschritte ermöglicht werden. Nach einer erfolgreichen Integration von DocMorris sowie der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums in Heerlen sei man bereit für weiteres Wachstum. Der Versandhandel biete zahlreiche Chancen. In der Schweiz stünden im Bereich Specialty Care sowie für die im Sommer geplante Eröffnung der ersten stationären Apotheke in Bern neue Möglichkeiten offen.

Womöglich soll das zusätzliche Geld aber auch eine Umschuldung ermöglichen. Um DocMorris kaufen und integrieren zu können, hatte die Gruppe Ende 2012 eine Anleihe über 50 Millionen Franken herausgegeben, die mit etwas mehr als 4 Prozent verzinst ist. Jahr für Jahr muss die Gruppe knapp 1,7 Millionen Franken erwirtschaften, um Gläubiger bedienen zu können. Im Dezember 2017 wird die Anleihe zur Rückzahlung fällig.

Mit hohen Schulden hat „Zur Rose“ schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. 2009 steckte die Firmengruppe in einer schweren Krise: Weil die Vereinbarungen mit den Banken in Sachen Verschuldung und Eigenfinanzierung nicht erfüllt wurden, hatten die Gläubiger nahezu die gesamten Firmenwerte gepfändet. Abgewendet werden konnte der Zusammenbruch nur durch den Verkauf des Generikaherstellers Helvepharm für 43 Millionen Euro an Sanofi.

Im ersten Halbjahr 2015 erwirtschaftete Zur Rose einen Gesamtumsatz von rund 412 Millionen Schweizer Franken (minus 10 Prozent). Bereinigt um Währungseffekte lag der Rückgang bei 4 Prozent. Zusätzlich zum schwachen Euro im Vergleich zur Landeswährung hat laut Firmenangaben der Poststreik im Juni dem Versandhandel in Deutschland stark zugesetzt.

Auf der Ertragsseite rutschte Zur Rose erneut in die roten Zahlen. Das operative Ergebnis (EBITDA) ging um 28 Prozent auf rund 5 Millionen Franken zurück; unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von zwei Millionen Franken. Vor allem DocMorris belastete die Bilanz: Der Umzug der niederländischen Versandapotheke im Juni von Heerlen näher an die deutsche Grenze sowie die „hohen Anlaufkosten des neuen Betriebs“ drückten auf das Ergebnis.

Der Hauptsitz von Zur Rose liegt in Frauenfeld. Von dort werden etwa auch Ärzte beliefert. Zusätzlich zur Tochtergesellschaft in Heerlen gibt es in Halle die deutsche Niederlassung, die von Walter Hess geführt wird.

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