Zur Rose hat im vergangenen Jahr wieder mit hohem Verlust abgeschlossen. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 171 Millionen Franken in den Büchern. Die Finanzreserven haben sich entsprechend auf 126 Millionen Franken mehr als halbiert. Unter neuem Namen soll es nach dem Verkauf des Geschäfts in der Schweiz langsam bergauf gehen.
2022 stand Zur Rose mit dem Rücken an der Wand. Mehr als einer halben Milliarden Franken an Finanzverbindlichkeiten standen zum Jahresbeginn zwar noch Barreserven in Höhe von 277 Millionen Franken gegenüber. Doch alleine im Jahr zuvor war ein Fehlbetrag von 226 Millionen Franken aufgelaufen. Viel länger als ein weiteres Jahr durchhalten ließe sich eine Geldvernichtung in diesem Umfang nicht. Noch dazu stand eine erste Anleihe mit einem Volumen von 115 Millionen Franken zur Rückzahlung an.
Im Frühjahr holte sich das Management bei den Aktionären noch die Erlaubnis, frisches Kapital zu besorgen – und dafür neue Aktien im Umfang von bis zu 50 Prozent des derzeitigen Aktienkapitals auszugeben. Doch der Kapitalmarkt spielte nicht mit: Mit Ach und Krach konnten im Sommer noch einmal 139 Millionen Franken eingeworben werden, weniger als geplant und im Bereich der Anleihe mit 6,875 Prozent hoch verzinst.
Notgedrungen leitete der neue CEO Walter Hess daher ein rigoroses Sparprogramm ein. Die Werbung wurde eingestellt, auf Umsatz, der keinen ausreichenden Ertrag bringt, wurde verzichtet. Um knapp 10 Prozent sanken die Erlöse daher 2022 auf 1,84 Milliarden Franken, im vierten Quartal waren sie sogar um ein Drittel rückläufig. Vor allem in Deutschland musste Zur Rose Einbußen hinnehmen: Mit knapp 1,1 Milliarden Franken lagen die Erlöse um 18,4 Prozent unter Vorjahr; in Euro lag das Minus bei 12,2 Prozent. Laut Management sanken auch die Umsätze auf Basis von Papierrezepten abermals um 11,8 Prozent – auf umgerechnet 215 Millionen Franken.
Trotzdem stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 171 Millionen Franken. Zum Vergleich: Shop Apotheke war zwar mit 78 Millionen Euro ebenfalls tief in den roten Zahlen, konnte aber 1,4 Millionen Kundinen und Kunden gewinnen und den Umsatz um 13,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigern.
Operativ war nur mit einem bereinigten Ebitda von 22 Millionen Franken (plus 1,8 Prozent) nur das Geschäft in der Schweiz positiv, während Deutschland ein Minus von 48 Millionen Franken beisteuerte (plus 50 Prozent) und der Rest Europas ein Minus von 9,7 Millionen Franken (plus 58 Prozent).
Nichtsdestotrotz setzt Zur Rose nun voll auf das Deutschlandgeschäft. Die Supermarktkette Migros soll über ihre Gesundheitssparte Medbase das traditionelle Geschäft in der Schweiz übernehmen. Rund 360 Millionen Franken will Zur Rose damit erzielen und dadurch weitgehend schuldenfrei werden. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Umbenennung geplant: Aus der Zur Rose AG soll demnächst die DocMorris AG werden. Auch Shop Apotheke firmiert demnächst in Redcare um.
Im laufenden Geschäftsjahr will das Management weitere Maßnahmen umsetzen, um eine „nachhaltige Basis für die Profitabilität und künftiges Umsatzwachstum zu schaffen“. Erneut soll der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken, das bereinigte operative Ergebnis soll sich auf minus 20 bis minus 40 Millionen Franken verbessern; hier wird ein Break-even mangels Zuflüssen aus der Schweiz erst für 2024 geplant. Investitionsausgaben sind im Umfang von 30 bis 40 Millionen Franken geplant.
APOTHEKE ADHOC Debatte