Wenn Apotheker nicht gerade ihren Kommissionierer abzahlen oder eine fünfstellige Retaxation schultern mussten, haben sie vielleicht etwas Geld auf der hohen Kante, das sie investieren können. Doch egal, wie rational jemand in seinem Berufsalltag handelt, als Anleger lassen sich viele Menschen von ihren Emotionen leiten. Inga Krzeczkowska, Abteilungsleiterin Analytics & Engineering bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat zehn typische Fehler ausgemacht.
1. Verlustangst
Einen der derzeit am weitesten verbreiteten Fehler bei der Geldanlage begehen vor allem Deutsche gerne: Falsches Sicherheitsdenken, das sie dazu verleitet, ihr Geld aufzubewahren statt zu investieren. So verwahrten Privathaushalte nach Angaben der Deutschen Bundesbank im ersten Quartal des Jahres fast 40 Prozent ihres Vermögens in bar oder auf Giro- und Festgeldkonten – und das zu derart niedrigen Zinsen, dass die Rendite unter der Inflationsrate lag. Risiko muss heute also anders definiert werden: Ein höherer Anteil sorgfältig ausgewählter Aktien kann dazu beitragen, Risiken zu senken.
2. Gier
Nicht wenige Anleger halten sich indes für mutig und verfallen ins Gegenteil zum übertriebenen Sicherheitsdenken: Aus Gier schenken sie hohen Renditeversprechen Glauben und verlieren schlimmstenfalls ihren kompletten Einsatz. Vermeiden lässt sich dieser Fehler, indem man sich vor Augen führt, dass es keine extrem hohe Rendite ohne enormes Risiko gibt. Und dass hinter manch einem scheinbar lukrativen Angebot ein betrügerisches Modell steckt.
3. Selbstüberschätzung
Ein ähnlicher Fehler: Man kauft etwas, das man nicht genau versteht, vertraut Tipps von selbst ernannten Profis oder Freunden und investiert in eine Anlage, ohne die Konstruktion zu durchschauen. Hier kann – wie übrigens bei allen anderen Fehlern auch – eine seriöse Beratung vor einem Reinfall bewahren.
4. Herdentrieb
Es passiert immer wieder: Eine Entwicklung in einem Markt nimmt Fahrt auf. Die Kurse der betreffenden Unternehmen steigen. Immer mehr Menschen schließen sich der losgelaufenen Herde an, kaufen Aktien und befeuern so den Kursanstieg – bis der Markt zusammenbricht. So geschehen im Jahr 2000, als die so genannte Dotcom-Blase platzte. Anleger, die im März 2000 zum Beispiel die Telekom-Aktie für über 100 Euro kauften, sitzen womöglich noch heute auf Verlusten von über 80 Prozent.
5. Schwache Nerven
Verwandt mit dem Herdentrieb ist das zyklische Verhalten: Anleger, die sich in einer Blase die Finger verbrannt haben, trauen sich nicht mehr an Aktien. Dann hören sie von steigenden Kursen. Schließlich machen sie sich Sorgen, doch etwas verpasst zu haben, und steigen zu Hochpreisen ein. Bei einem folgenden und andauernden Kursrückgang wächst die Angst vor Verlusten kontinuierlich. Irgendwann verlieren die Anleger die Nerven und verkaufen die Aktien zu Niedrigstkursen. Gegen Herdentrieb und zyklisches Verhalten hilft nur eine systematische und an Regeln gebundene Anlagestrategie.
6. Vogel Strauß-Haltung
Sind die Aktien einmal gefallen, halten auch einige Anleger durch und verkaufen nicht. Sie warten auf eine Erholung des Kurses, um zumindest den Einsatz zurückzubekommen – oftmals vergeblich. Manchmal muss man sich einen Fehlkauf eingestehen. In solchen Fällen ist es meist besser, den Verlust zu realisieren und in ein rentableres Anlageobjekt zu investieren.
7. Ungeduld
Andere verkaufen zu früh. Wenn ihr Investment unerwartete oder schnelle Gewinne bringt, realisieren sie diese und verpassen womöglich einen langfristigen Aufwärtstrend. Natürlich kann niemand vorhersagen, wie sich die Kurse entwickeln. Oft zahlt sich aber Geduld aus, zum Beispiel bei Aktien von soliden Unternehmen, die nicht nur Kursgewinne, sondern auch stetige Dividendenerträge erwarten lassen.
8. Tunnelblick
Manche Anleger sind von einem Investment so überzeugt, dass sie darin einen großen Teil ihres Vermögens oder gar alles investieren. Das ist riskant, denn Wohl und Wehe der Vermögensentwicklung hängen dann vom Wert dieses einen Investments ab. Dagegen rät eine alte Börsenregel, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Risiken verteilt man besser. Das geht auch mit kleinen Vermögen über Aktienfonds.
9. Illusion
Viele hoffen auf den perfekten Moment zum Handeln. Je mehr sich Anleger über Aktien und Börsen informieren, desto eher laufen sie Gefahr zu glauben, den besten Zeitpunkt zum Ein- oder Ausstieg zu kennen. Das so genannte Markttiming gelingt erfahrungsgemäß aber selbst Profis nur selten. Besser entwickelt sich das Depot meist, wenn man in mehreren Etappen kauft und verkauft – oder sogar regelmäßig, zum Beispiel mit einem Sparplan.
10. Unruhe
„Hin und her macht Taschen leer“, sagt ein Börsensprichwort. Getrieben aus Angst oder Gier kaufen und verkaufen manche Börsenfans permanent Wertpapiere – oft zu ungünstigen Kursen und auf jeden Fall immer mit Kosten verbunden. Mit einer langfristigen Strategie oder mit werthaltigen Aktienfonds wären diese Anleger vielleicht erfolgreicher.
APOTHEKE ADHOC Debatte