Rezepte ohne Telemedizin

Zava versorgt Chroniker

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Berlin -

Zava sieht sich selbst als Pionier auf dem Gebiet der Telemedizin. Bekannt geworden ist das Unternehmen mit schnell verfügbaren Arztterminen an sieben Tagen die Woche per App. Nun können Patienten sich auch Rezepte ausstellen lassen – ganz ohne Arztgespräch. Bislang liegt der Fokus auf ausgewählten Krankheitsbildern und Wirkstoffen.

In den Kategorien Männergesundheit, Frauengesundheit, Sexualgesundheit, Allgemeinmedizin und chronische Erkrankungen kann der interessierte Patient schauen, ob sein Leiden bei Zava vertreten ist. Bei Erektionsstörungen und Haarsausfall hat man ebenso Glück wie bei bakterieller Vaginose oder Hormonersatztherapie. Auch Diabetiker, Bluthochdruck- und Migränepatienten können versorgt werden. Benötigt man ein Rezept, so folgt man den Anweisungen und klickt durch einen kurzen Fragenkatalog.

Beispiel Migräne

Bei der Indikation Migräne läuft es wie folgt: Zunächst wird darauf hingewiesen, dass der preisliche Rahmen bei 15,68 Euro startet. Hinzu kommt die Rezeptgebühr von 19 Euro. Dieser Betrag wird bei jedem Rezeptwunsch, unabhängig von der Indikation, fällig. Die Anfrage wird nach der Einreichung von einem Arzt gegengeprüft. Bestehen keine Bedenken, so erhält man das Medikament. Dabei ist es dem Kunden freigestellt, ob er es von einer Versandapotheke nach Hause geliefert bekommen möchte, oder es bei einer stationären Apotheke vor Ort abholt.

Mit einem Klick auf „Rezept anfordern“ öffnet sich ein Fragenkatalog, der neben dem Alter und dem Geschlecht auch die Art der Beschwerden abfragt. Der Patient muss angeben, wer die Diagnose erhoben hat und wann die Migräne das erste Mal auftrat. Zava möchte wissen, ob sich die Intensität der Migräne in der letzten Zeit geändert hat. Auf der nächsten Seite werden Begleiterkrankungen, die Einnahme von anderen Medikamenten und Allergien abgefragt. Nach der eigentlich bei Migräne verordneten Therapie wird nicht gefragt.

Auf der vorletzten Seite muss der Patient mit einem Klick versichern, dass das bestellte Medikament nur für den Eigenbedarf gedacht ist. Dann erfolgt die Weiterleitung zur Medikamentenliste. Im Fall von Migräne umfasst diese sieben Positionen: Sumatriptan in drei verschiedenen Packungsgrößen, Maxalt in der 6er Packung, Ascotop Nasal in der N1- und der N2-Größe und Imigran Nasal Spray zu zwei Stück. Hersteller werden beim Sumatriptan nicht angegeben. Die Preise stehen neben dem jeweiligen Produkt. Mit einem Klick auf „Mehr“ erhält man eine kurze Gebrauchsinformation, die neben dem Wirkstoff auch die Nebenwirkungen aufzählt.

Weiter geht’s mit dem Punkt „Bestellen“ – auswählen kann man nun zwischen dem kostenlosen Standardversand durch eine nicht namentlich genannte Versandapotheke und der Abholung in einer stationären Apotheke. Auch ein Express-Versand für zusätzliche 10 Euro wird angeboten. Bei dieser Option erfolgt der Versand ebenfalls über eine Online-Apotheke. Wer sein Medikament in einer Berliner Apotheke abholen möchte, der hat eine gute Auswahl an Apotheken. Auch in Städten mit nur 100.000 Einwohnern stehen einige Apotheken zur Auswahl. In ländlichen Gegenden hingegen sieht es eher schlecht aus.

Bei Hypertonie freie Auswahl

Bei der Indikation Bluthochdruck verläuft der Bestellvorgang anders. Hier wird direkt an dritter Stelle danach gefragt, welchen Wirkstoff man „benötigt“. Zur Auswahl stehen Betablocker, Calciumkanalblocker, ACE-Hemmer, Sartane, Diuretika, Urapidil, Clonidin und kombinierte Blutdruckmedikamente. Nachdem die Auswahl getroffen wurde, wechselt die Ansicht und die Frage wird konkreter. Bei der Auswahl von Betablocker stehen Atenolol, Bisoprolol, Carvedilol, Metoprololsuccinat, Metoprolol, Metoprolol retard Nebivolol und Propranolol zur Auswahl. Je nach getätigter Auswahl muss im nächsten Schritt die Dosierung angegeben werden. Neben Fragen zum letzten Einnahmezeitpunkt und Arztbesuch muss auch ein Ergebnis einer Blutdruckmessung eingetragen werden. Es sollte sich um einen Messwert der letzten sechs Wochen handeln. Auch nach Co-Medikationen und Allergien wird gefragt.

Obwohl die bestehende Medikation abgefragt wurde, kann der Patient im folgenden Schritt zwischen diversen Wirkstoffen wählen. Wählt man beispielsweise Bisoprolol als Dauermedikation erscheinen in der Präparateliste auch Atenolol, Furosemid und diverse Kombipräparate. Die Liste ist lang. Der Patient kann jeweils nur die N3-Packung auswählen. Auch bei Auswahl eines abweichenden Wirkstoffes wird man zur Versandart weitergeleitet. Ob die spätere Begutachtung durch einen Arzt zu einem Rückruf führt, bleibt offen.

Unter dem Reiter chronische Erkrankungen lassen sich noch drei weitere Krankheitsbilder auswählen: Asthma, erhöhtes Cholesterin und Diabetes Typ-2. Bei der Indikation Diabetes erfolgt an dritter Stelle direkt die Frage: „Wie lange verwenden Sie diese Dosierung von Metformin unverändert?“ Der Patient kann, so scheint es, nur Metformin als Medikation bekommen. Nach der Beantwortung bestätigt sich diese Annahme. Der Wirkstoff kann von zahlreichen Herstellern und in unterschiedlichen Packungsgrößen ausgewählt werden.

Den Service der Telemedizin bietet Zava weiterhin an. Auch eine sogenannte Foto-Diagnose kann für 10 Euro in Anspruch genommen werden. Hierfür müssen zwei Bilder der betroffenen Stelle hochgeladen werden. Geschieht dies an einem Werktag so verspricht Zava, dass der Kunde in der Regel noch am gleichen Tag eine Ersteinschätzung seines Hautproblems durch einen Arzt erhält.

 

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