Telemedizinanbieter kauft Ärztevermittler

Zava jetzt auch vor Ort

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Berlin -

Zava hat sein Ärztenetzwerk auf einen Schlag fast verzehnfacht: Wie der Telemedizin-Anbieter am Montag bekanntgab, hat er bereits zum Jahresende das Berliner Start-up Medlanes übernommen. Medlanes kombiniert ein Onlineportal für Patienten mit der Vermittlung von Hausbesuchen und Praxisterminen. Mit der Übernahme wolle Zava die Verbindung von Telemedizin und Vor-Ort-Strukturen herstellen.

Wie die Konkurrenz von Teleclinic bis Kry hat auch Zava, ehemals DrEd, ein Jahr enormen Wachstums hinter sich: „Im Jahr 2020 ist unsere Patientenzahl europaweit um rund 40 Prozent gestiegen“, erklärt CEO David Meinertz. „Das ist sicherlich coronagetrieben, wir sehen aber auch, dass es nicht nachlässt.“ Wichtige Kooperationen wie die mit Shop Apotheke, Noventi, Linda oder dem Wort & Bild Verlag halfen dem in London ansässigen Anbieter, sich strategisch besser aufzustellen. Doch Zava war in einem Punkt noch recht schwach aufgestellt im Vergleich zu anderen Anbietern: Das Ärztenetzwerk hierzulande beschränkte sich auf 25 Mediziner.

Rund 200 kommen nun hinzu. Denn Zava hat das Berliner Start-up Medlanes gekauft und „erweitert das Leistungsangebot um einen Baustein zur Vor-Ort-Versorgung“, so das Unternehmen mit Hauptsitz in London. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Medlanes wurde 2014 in Berlin von Erik Stoffregen und Dr. Emil Kendziorra gegründet und hat sich seither nach eigenen Angaben mit der digitalen Vernetzung für ärztliche Hausbesuche und Praxistermine zum Marktführer in Deutschland entwickelt. Mittlerweile hat Medlanes ein Netzwerk von 200 Ärzten in 20 deutschen Städten, bei denen Patienten Hausbesuche buchen können, die zumindest von privaten Krankenversicherungen übernommen werden.

Stoffregen bleibt weiterhin als Geschäftsführer von Medlanes an Bord und auch sonst wird das Start-up nicht komplett in Zava integriert: „Wir werden auch in der nahen Zukunft mit zwei Marken weiterfahren, die Angebote aber eng verknüpfen“, sagt Meinertz. Die Idee dahinter: Zava will seinen Patienten künftig nicht mehr nur telemedizinische, sondern auch Vor-Ort-Behandlung anbieten. „Ungefähr 20 Prozent der Patienten können wir nicht aus der Ferne behandeln. Für diese Patienten können wir nun physische Arzttermine entweder als Hausbesuch oder Praxistermin anbieten“, erklärt Meinertz.

Gleichzeitig eröffne sich dadurch die Möglichkeit für die rund 200 Medlanes-Ärzte, über Zava einfach telemedizinische Behandlungen anzubieten, wo das möglich ist und es nicht zwangsläufig eines persönlichen Kontaktes bedarf. „Man muss die Ärzte in die Lage versetzen, Telemedizin niedrigschwellig anzubieten“, so Meintertz. „Das ist ein weiterer Schritt in die ambulante Regelversorgung.“ Durch diese Verbindung zu etablierten Strukturen könne Telemedizin zur festen Säule im Gesundheitssystem werden und Patienten einen echten Nutzwert bieten.

„Zavas patientenorientierte Ausrichtung und hoher Qualitätsanspruch sind konsistent mit unserem Ansatz, welcher Behandlungen an 365 Tagen im Jahr am Ort der Wahl ermöglicht“, erklärt Stoffregen. „In der kombinierten Patient-Journey mit Online- und Offline-Elementen sehen wir ein enormes Wachstumspotenzial. Wir wollen dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung zusammen mit Zava auf das nächste Level zu heben.“ Meinertz beteuert, dass das auch den Vor-Ort-Apotheken zugutekomme: „Das bedeutet auch für die Apotheken, dass das Volumen an Rezepten zunimmt, das über uns an sie geht.“ Zava ist bereits seit Anfang 2020 über eine Schnittstelle zu CallMyApo an 5000 Vor-Ort-Apotheken angebunden. „Wir wollen den Apothekern nahelegen, dass wir keine Konkurrenz sind, sondern eine Arztpraxis wie die Praxis nebenan“, so Meinertz damals.

Im November verkündete Zava dann eine Kooperation mit dem Wort & Bild Verlag hatte nach Unternehmensangaben zum Ziel, elektronische Rezepte in die Vor-Ort-Apotheken zu leiten. „Der Wort & Bild Verlag verfügt über ein umfangreiches Netzwerk in Vor-Ort-Apotheken und wir hoffen, dass wir jetzt über den Wort & Bild Verlag noch deutlich mehr Menschen in Apotheken erreichen können“, so Meinertz damals. „Es geht darum, dass wir Apothekern und ihren Kunden nahebringen, was Telemedizin kann und wie sie sich einbringen beziehungsweise telemedizinische Leistungen nutzen können.“ Zeitgleich ist Zava bei Shop Apotheke vertreten: Auf der Seite des Versenders ist der Telemedizin-Anbieter mittlerweile fest eingebunden und spült nach eigenen Angaben hunderte E-Rezepte am Tag in die Kassen – auch der Versender wirbt bei seinen Kunden damit, dass sie über Zava besonders leicht an die benötigten Rezepte gelangen.

 

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