Medizintechnik

Ypsomed baut Insulinpens in Schwerin

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Berlin -

Mecklenburg-Vorpommern rollt für Investoren den roten Teppich aus. Jetzt will sich auch das Schweizer Medizintechnikunternehmen Ypsomed dort ansiedeln.

Mit Ypsomed zieht es ein weiteres Unternehmen aus der Schweiz nach Mecklenburg-Vorpommern. Am Dienstag wird in Schwerin mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte für spezielle Insulinspritzen begonnen. Ypsomed, nach Angaben von Geschäftsführer Simon Michel weltweit Marktführer für Insulinpens und -pumpen, will im Gewerbegebiet Göhrener Tannen in den kommenden fünf Jahren insgesamt mehr als 100 Millionen Euro in Hallen mit Reinräumen und hochautomatisierten Fertigungslinien investieren. Für Bau und Ausstattung einer 20.000 Quadratmeter großen Halle seien im ersten Bauabschnitt 70 bis 80 Millionen Euro geplant. 2014 hatte der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé in unmittelbarer Nachbarschaft schon für 220 Millionen Euro ein Werk für Kaffeekapseln errichtet.

22 Standorte in der Schweiz, Deutschland, Tschechien und Polen seien untersucht worden, sagte Michel. Neben Flächenpreisen hundert Mal niedriger als in der Schweiz, einer gut ausgebauten Infrastruktur und einem Reservoir an Fachkräften aus der Kunststoffverarbeitung sei das Engagement der Behörden ein wesentlicher Grund für die Standortwahl gewesen. „Mecklenburg-Vorpommern hat sich sehr intensiv um uns bemüht und beste Voraussetzungen geschaffen. Wir fühlten uns von Anfang an willkommen“, betont Michel. Benötigte Unterlagen hätten in kürzester Zeit vorgelegen.

„Man hat immer nach Lösungen gesucht und ein Package von A bis Z geschnürt“, lobte der Firmenchef. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) habe ihn zweimal am Firmensitz in Burgdorf besucht. „Aus meinem Kanton hat das noch kein Regierungsmitglied geschafft“, sagt Michel. Vom Beginn der Standortsuche bis zum Baustart seien kaum zwei Jahre vergangen.

Nach Ansicht Glawes spielt der persönliche Kontakt eine große Rolle. „Mit dem ersten Gespräch in der Schweiz haben wir das Eis gebrochen und das Unternehmen neugierig auf uns gemacht“, berichtet der Minister. Bei weiteren Treffen im Nordosten sei Ypsomed dann „schlussendlich“ von den Standortvorteilen überzeugt worden. „Das intensive Werben trägt Früchte: Innovative Produkte werden bei uns hergestellt und hochwertige Arbeitsplätze entstehen. Wir freuen uns über einen weitere internationale Investition bei uns im Land“, resümiert Glawe. Mecklenburg-Vorpommern ist wegen seiner anhaltenden Strukturschwäche auf solche Firmenansiedlungen angewiesen wie kein anderes Bundesland und lockt mit vergleichsweise hohen Förderquoten.

Schweizer Unternehmen haben in Mecklenburg-Vorpommern bislang insgesamt rund 1500 Jobs geschaffen, neben Nestlé unter anderem auch die in Rostock ansässige Firmengruppe Liebherr. Ypsomed will laut Michel in Schwerin künftig etwa 150 Mitarbeiter in der Produktion seiner Injektionssysteme beschäftigen. Er rechne damit, dass etwa 10 Prozent der Investition vom Land als Fördermittel kommen werden. Solche Zuschüsse seien willkommen und kompensierten auch die in Deutschland bestehenden Nachteile in der Unternehmensbesteuerung.

Michel räumt ein, dass finanzielle Erwägungen ein entscheidendes Kriterium bei der Standortsuche waren. „Wir haben für unser neues Werk bewusst im Euro-Raum gesucht, um die Währungsunterschiede zwischen Euro und Franken zur Verbesserung unserer Kostenstruktur nutzen zu können. 60 Prozent des Umsatzes machen wir schon in den Euro-Länder, aber nur 40 Prozent unserer Kosten entfallen auf den günstigeren Euro“, erklärt der 40-Jährige. Das Einkommensgefälle zwischen der Schweiz und Nordostdeutschland führe zudem zu um die Hälfte geringeren Lohnkosten. „Wir zahlen aber dennoch gut und fair“, sagt Michel, ohne jedoch konkret zu werden.

Ypsomed ist nach Angaben des Firmenchefs in der Medizintechnikbranche der Schweiz eine der am schnellsten wachsenden Firmen. 2016 sei der Umsatz zum Vorjahr um etwa 15 Prozent auf 390 Millionen Franken (336 Millionen Euro) gestiegen. Der Reingewinn des Unternehmens, dessen Aktien zu 73 Prozent von der Gründerfamilie gehalten werden, erreichte rund 46 Millionen Franken (40 Millionen Euro). Auch für das laufende Jahr werde mit einem Umsatzplus von 15 Prozent gerechnet.

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