Erst Drogerie, dann Apotheke

Xantus: Armband erkennt K.o.-Tropfen

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Berlin -

Sie sind farblos und kaum zu schmecken, doch nach 10 bis 20 Minuten setzt die Wirkung ein und die Opfer werden willenlos, manipulierbar und schließlich bewusstlos. Regelmäßig wird vor K.o.-Tropfen gewarnt. Denn immer wieder wird Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) – auch Liquid Ecstasy genannt – in Discotheken, Bars, Restaurants oder auf Stadtfesten unbemerkt in ein Getränk gemischt. Der Gefahr entgegenwirken kann das Armband Xantus, ein Schnelltest auf GHB.

Xantus wurde von Kim Eisenmann und ihrem Freund Sven Häuser entwickelt, nachdem eine Bekannte auf einem Stadtfest selbst zum Opfer wurde. Weil Eisenmann bei der Suche nach einem Schutz vor den gefährlichen Tropfen nicht fündig wurde, wurde sie selbst aktiv. Es gibt zwar Strohhalme oder Teststreifen, allerdings sind diese nicht über die Testphase hinaus gekommen. Das Duo hat in Zusammenarbeit mit einem Chemiker, der das nötige Know-how – Chemie und Technologie – mitbrachte, das Armband entwickelt. Von August 2018 an dauerte der Prozess. Den Prototypen gab es bereits im Herbst, in den vergangenen Monaten erfolgte die Feinarbeit.

„Uns war wichtig, dass das Armband aus Papier und somit nachhaltig ist“, sagt Eisenmann. „Wir wollten kein Plastik.“ Xantus besitzt zwei Testzonen, somit können zwei Getränke auf GHB getestet werden. Je nach Drink fällt die Reaktionszeit unterschiedlich aus. Bei Bier sind es je nach Sorte um die etwa drei Sekunden, bei Cola etwa zehn Sekunden, bei Orangensaft knapp vier Minuten. Bei Mischgetränken wie Rum/Cola wird das Ergebnis bereits nach einer Sekunde angezeigt, bei einem Mai Tai muss bis zu drei Minuten gewartet werden, bei schwarzem Kaffe beträgt die Reaktionszeit etwa drei Sekunden. Länger dauert es bei Rotwein mit etwa zwei bis drei Minuten. Bei Weißwein kann die Reaktionszeit zwischen 45 Sekunden und 2,15 Minuten liegen. Die Testzonen sollen GHB in realistischen Konzentrationen bestimmen.

Jede Zone kann nur einmal benutzt werden. Dazu genügt es, einen Tropfen des vorher mit einem Strohhalm umgerührten Getränks mit dem Finger oder einer Serviette auf die Testzone zu geben, dann sollte etwa zwei Minuten gewartet werden. Färbt sich das Feld blau, ist GHB im Getränk enthalten. Ist der Drink frei von K.o.-Tropfen, verblasst die Testzone und wird gelblich/grün. Dennoch: Einen 100-prozentigen Schutz bietet auch Xantus nicht. Bei der Anwendung gilt es zu beachten, dass die Testzonen für Rote-Beete-Saft, viel Cranberrysaft im Getränk oder Wasser ungeeignet sind. Denn auch bei Wasser wird die Testzone blau. Dies diene als visueller Schutz. Denn kommt es beispielsweise durch Unachtsamkeit oder Regen zu einem Kontakt mit Wasser, reagiert das Testfeld und wird inaktiv. Würde die Testzone ein weiteres Mal benutzt, obwohl bereits eine Reaktion stattfand, weil der Wasserkontakt unbemerkt war, würde möglicherweise ein falschnegatives Ergebnis angezeigt.

Das Armband hat laut Eisenmann vier Vorteile. Es ist partytauglich und kann überall am Handgelenk getragen werden und dient der Prävention, denn es kann Täter abschrecken. Das weiße Papierarmband leuchtet im Schwarzlicht und ist für die Täter zu erkennen. Außerdem ist das Armband eine Erinnerung für die Träger, auch jedes ausgegebene Getränk zu testen. Der vierte Punkt sind die einfache Anwendung und das schnelle Ergebnis. Außerdem ist das Resultat auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut erkennbar, denn im Schwarzlicht ist auf dem leuchtenden Armband ein dunkler Fleck zu sehen.

Seit dem 7. April ist Xantus auf dem Markt. „Wir waren nach 72 Stunden ausverkauft“, erinnert sich Eisenmann, die damit nicht gerechnet hatte. Ziel ist es nun, die Lieferkette nicht erneut abreißen zu lassen und nachzuproduzieren. Einen Investor gibt es nicht, das Produkt ist komplett eigenfinanziert.

Den eigenen Online-Shop hat Eisenmann eingestampft. Auffällig war jedoch, dass zum Großteil Männer das Armband gekauft haben. Xantus ist derzeit ausschließlich im Online-Shop von dm zu zwei (5,45 Euro) und vier Stück (9,95 Euro) zu finden. Bei großer Nachfrage sollen die Armbänder auch in die stationären Drogeriemärkte von dm kommen. Aber Eisenmann setzt auch auf die Apotheken als zweiten Handelspartner. Dabei soll es dann aber auch bleiben.

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